15.09.2001

WWWAHNSINN

Bildquelle: orf on

"Heiliger Krieg" auch im Internet

Die Spuren nach den Terroranschlägen in New York führen auch nach Deutschland, das sich offenbar zu einem der Zentren fanatischer Islamisten entwickelt hat. Um in Deutschland lebende Moslems für militante Aktionen zu rekrutieren, nützen radikale Islamisten auch die propagandistischen Möglichkeiten des Internet.

Wer sich für den "Heiligen Krieg" [Jihad] rüsten will, erfährt auf einer deutsch- oder auch anderssprachigen Website, wie der Aufenthalt im Gastland genutzt werden kann, um unauffällig den Umgang mit Messern, Schwertern und Handfeuerwaffen zu trainieren oder Geld für die afghanischen Taliban zu sammeln, berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner Online-Ausgabe.

Eine "militärische Ausbildung" zu erwerben, sei eine "islamische Obligation, es besteht keine Wahlfreiheit," verkündet die Website "Qoqaz".

The Forgotten Obligation

Eine "militärische Ausbildung" zu erwerben, sei eine "islamische Obligation, es besteht keine Wahlfreiheit," verkündet die Website "Qoqaz". Dazu wird aus dem Koran zitiert: "Und rüstet gegen sie auf, soviel ihr an Streitmacht und Schlachtrossen aufbieten könnt..." Der Ausdruck "Schlachtrosse" beziehe sich "in unserem Zeitalter" nach Ansicht von "islamischen Gelehrten" nicht mehr auf Pferde, sondern auf "jegliche Formen moderner Waffentechniken ... wie z. B. Infanterie-Waffen, Tanks, Artillerie, Flugzeuge usw."

Schießen statt F***en

Die deutsche Website - Ableger einer in London gestalteten radikal-islamischen Web-Publikation - fordert die Leser dazu auf, regelmäßig in einem Fitness-Center zu trainieren, allerdings zu einer Zeit, "in der so wenig Frauen wie möglich verkehren".

Um den Umgang mit Handfeuerwaffen zu erlernen, sollten die künftigen Gotteskrieger versuchen, "einem Schützenverein beizutreten".

Konspiratives Verhalten

Unauffälliges Verhalten sei dabei unabdingbar: "Erzählt es niemandem, wenn ihr einen solchen Kurs besucht. Während ihr im Kurs seid, behaltet eure Meinung für euch, diskutiert mit niemandem, predigt nicht den Islam und betet heimlich." Es gehe schließlich darum, sich "für den Jihad vorzubereiten und nicht um die Leute zum Islam aufzurufen".

Radikale Moslems machen mobil

Links auf der "Qoqaz"-Site führen zu "www.azzam.de", die ebenso wie "Qoqaz" von einem Provider im westfälischen Münster verantwortet wird, und die unter anderem zu Geldspenden für die Taliban aufruft, dessen Unterstützung "momentan oberste Priorität" habe.

Spenden über 20.000 Dollar sollten von "jungen, starken und auch fitten Muslimen" per Flugzeug ins pakistanische Karatschi gebracht und dem dort akkreditierten afghanischen Generalkonsul persönlich übergeben werden.

Auch moslemische Techniker und Wissenschaftler in aller Welt sollten ihr Wissen in den Dienst des "Heiligen Krieges" stellen.

Provider sperren radikale Sites

Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks [NDR] haben erste Provider, etwa in Regensburg und im hessischen Idstein, nach Bekanntwerden der Recherchen radikale Islamisten-Sites gesperrt.

Laut NDR finden sich auf deutschen Providern noch zahlreiche Sites islamischer Extremisten. Auf einigen dieser Sites wird unter anderem Werbung für ein Video des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge von New York und Washington, Osama Bin Laden gemacht.

Bin Laden rufe in dem Video Muslime zum heiligen islamischen Krieg Jihad auf. Auf einer anderen Seite würden die Anschläge in den USA als "Strafe Allahs" gerechtfertigt.

Aufruf zur Gewalt ist strafbar

Ein Sprecher des deutschen Justizministeriums in Berlin sagte dazu, grundsätzlich seien Aufrufe zur Gewalt im Internet genauso strafbar wie beispielsweise auf Flugblättern.