Telefonica darf O2 übernehmen
Die EU-Kommission hat heute die 26 Milliarden Euro schwere Übernahme des britischen Mobilfunkers O2 durch die spanische Telefonica mit Auflagen genehmigt. Damit sind die Spanier wieder in England und Deutschland präsent, T-Mobile fällt auf den dritten Platz unter Europas Mobilfunkern zurück.
Der spanische Telekom-Konzern Telefonica darf das britische Mobilfunkunternehmen O2 übernehmen und damit zum zweitgrößten Anbieter von Handygesprächen in Europa aufsteigen.
Um nicht zu mächtig zu werden, muss Telefonica allerdings die so genannte FreeMove-Telekom-Allianz mit France Telecom, Deutscher Telekom und Telecom Italia verlassen, teilte die Kommission am Dienstag in Brüssel nach einer sechswöchigen Wettbewerbsprüfung mit.
Die Behörde befürchtete Konkurrenzprobleme beim so genannten Roaming, bei dem Handybenutzer Netze anderer Anbieter nutzen, beispielsweise im Auslandsurlaub.
26 Milliarden Euro
Die Übernahme hat nach früheren Angaben einen Wert von 26 Milliarden Euro. O2 ist neben Großbritannien und Irland auch in Deutschland aktiv, wo das Unternehmen neun Millionen Kunden hat. Telefonica löst mit der Übernahme nicht nur die Deutsche Telekom als zweitgrößten Mobilfunkanbieter Europas hinter Marktführer Vodafone ab.
Die Spanier sind damit wieder auf zwei der größten Mobilfunk-Märkte Europas präsent, auf denen es ihnen bisher nicht gelungen war, dauerhaft Fuß zu fassen.
Die Konkurrenz
Die Deutsche Telekom, als Gesamtkonzern doch deutlich größer als die Spanier, steht vor einem schwierigen Jahr. Obwohl 2005 eines der besten Ergebnisse eingefahren wurde, gerät der "rosa Riese" allerorts unter Druck. Monatlich verlor das Unternehmen um die 100.000 Festnetzkunden, an der Profitabilität von T-Mobile Deutschland nagen mit ALDI & Co. mehrere Mobilfunk-Diskonter, die zumeist Untermieter im Netz des Konkurrenten E-Plus sind.
Die Frage der Allianzen
O2 sei derzeit Mitglied der Starmap-Telekom-Allianz, unterstrich die Kommission. Mit der Übernahme wäre das Unternehmen dann wohl in das Lager von FreeMove gewechselt und hätte den Mitgliedern der Starmap-Gruppe nicht mehr für Roaming- Dienstleistungen zur Verfügung gestanden.
Das wäre vor allem für den britischen Markt problematisch gewesen, so die Kommission: Kostensteigerungen hätten gedroht. Die Kommission untersucht seit längerem das Marktverhalten der beiden Allianzen - ein Ergebnis dazu liegt bisher nicht vor. Der spanische Konzern bot von sich aus an, FreeMove zu verlassen.
Die Bilanz der Telefonica 2005
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Telefonica ihre eigenen Erwartungen übertroffen. Der Umsatz sei 2005 um mehr als 15 Prozent gestiegen, teilte die Gesellschaft in Madrid mit. Zuvor hatte der spanische Marktführer einen Zuwachs zwischen zwölf und 15 Prozent in Aussicht gestellt.
Stärker als erwartet wuchs vor allem das Geschäft auf dem Heimatmarkt. Die Tochter Telefonica De Espana habe ihren Umsatz um mehr als 4 Prozent gesteigert - die Wachstumsprognose hatte bei 0,2 bis zwei Prozent gelegen. In den Jahren bis 2008 rechnet Telefonica mit einem konzernweiten Zuwachs von sieben bis elf Prozent jährlich.
(dpa/Reuters)