Serbische Post übernimmt Mobtel-Kredite
Auf Druck der serbischen Regierung sollen österreichische Banken ihre Forderungen an die serbische Telekom Mobtel sofort fällig stellen. Die Kredite werden nun an die serbische Postgesellschaft PTT abgetreten, die somit Mehrheitseigentümerin werden könnte.
Die Zukunft des größten serbischen Mobilfunkers wird von den österreichischen Banken Hypo-Alpe-Adria und Raiffeisen mitgelenkt.
Belgrader Medien berichteten am Donnerstag, dass die serbische Regierung über die staatliche Postgesellschaft PTT die Schulden der Mobtel bei der Hypo [71,6 Mio. Euro] und bei Raiffeisen [20 Mio. Euro] übernehmen werde. Die Regierung habe diesem Vorgehen am Donnerstag nicht nur zugestimmt, sondern dieses forciert.
Die serbische Regierung hat dem Unternehmen, an dem die österreichischen Investoren Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt einen maßgeblichen Anteil halten, Ende Dezember über Nacht die Lizenz entzogen. Nun soll Serbien auch massiven Druck auf die österreichischen Banken ausgeübt haben, die offenen Forderungen von rund 90 Millionen Euro sofort fällig zu stellen.
Die österreichischen Banken sollen diesem Vorgehen bereits eingewilligt haben.
PTT wird Mehrheitsbesitzer
Serbische Medien berichten, dass die PTT durch die Übernahme der Schulden zum Mehrheitsbesitzer des Handynetzes werde. Die Schulden, die die Mobtel nach Abgabe ihrer Bankverbindlichkeiten bei der serbischen Post hätte, würden demnach anschließend in Anteile umgewandelt.
Haider und Gorbach in Serbien
Laut serbischen Medien hielte die PTT dann bis zu 90 Prozent an der Mobtel. Dem müssten allerdings auch die bisherigen Mehrheitseigentümer Schlaff & Co zustimmen - und eine solche Zustimmung zeichne sich im Moment nicht ab, heißt es in Österreich.
Hypo-Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer wollte am Donnerstag keine Stellungnahme zu der Causa abgeben. Offensichtlich soll es am Montag weitere Gespräche mit der serbischen Regierung in Belgrad geben.
Größter Einzelaktionär der Hypo-Alpe-Adria ist mit 49,4 Prozent das Land Kärnten, oberster Eigentümervertreter Landeshauptmann und Finanzlandesreferent Jörg Haider [BZÖ]. Auch Vizekanzler und Infrastrukturminister Hubert Gorbach [BZÖ] wird wegen der Causa Mobtel nächste Woche in Belgrad mit Serbiens Regierungschef Vojislav Kostunica zusammentreffen.
Eigentumsverhältnisse weiter strittig
Die Eigentumsverhältnisse bei der Mobtel sind seit Jahren strittig. Auf dem Papier gehören 51 Prozent seit Mai 2005 Schlaff, Taus und Cordt. Die PTT besitzt derzeit schon die restlichen 49 Prozent. Die serbische Regierung behauptete dagegen auf Grund eines Gutachterberichtes, dass die PTT bereits mit mindestens 58 Prozent an der Mobtel beteiligt ist. Ein Verfahren vor einem Zürcher Schiedsgericht ist im Laufen.
Mobilkom weiter interessiert
Das Investitionsministerium in Belgrad hat unterdessen bereits erklärt, dass es nach einem Mobtel-Konkurs "alle notwendigen Schritte" unternehmen werde, um die Funklizenz an einen neuen Mobilfunkbetreiber zu vergeben.
Belgrader Medien haben errechnet, dass der Staat durch den Lizenzverkauf etwa 250 Mio. Euro einnehmen könnte. Kommt dazu noch die gesamte Handynetz-Ausrüstung, dürfte der Preis auf 500 Mio. bis eine Mrd. Euro steigen.
Als Interessent gilt vor allem die mobilkom. Sie wollte bisher die staatlichen Mobtel-Anteile erwerben. In Serbien sieht man die Chancen für einen Markteinstieg der mobilkom aber auch nach einer Mobtel-Pleite weiter am Leben.
(Futurezone/APA)