Wikipedia feiert fünfjähriges Bestehen
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia umfasst mittlerweile rund zwei Millionen Beiträge in über 200 Sprachen. Das Prinzip der totalen Offenheit hatte aber in letzter Zeit vermehrt unter Scherzbolden und anderen Vandalen zu leiden.
Am 15. Jänner 2001 gründeten der US-Unternehmer Jimmy Wales und der Philosophiedozent Larry Sanger die freie Enzyklopädie Wikipedia. Unter Mithilfe aller Internet-Nutzer sollte die größte Wissenssammlung der Welt entstehen. Das ehrgeizige Projekt hat fünf Jahre später einiges erreicht:
Die Online-Enzyklopädie umfasst nach eigenen Angaben zwei Millionen Artikel in 200 Sprachen, die fast ausschließlich von Freiwilligen erstellt wurden. Allein die deutschsprachige Version umfasst weit mehr als 340.000 Artikel, die englischsprachige rund 913.000.
Auf Grund der jüngsten Ereignisse, die dem Projekt in letzter Zeit immer wieder schlechte Presse bescherten, dürfte der "Wikipedia Day", wie der Geburtstag genannt wird, die Gründer jedoch nachdenklich stimmen.
2005 war turbulent
Zu Jahresende wurden gleich mehrere Fehler in der Enzyklopädie aufgedeckt, die für Schlagzeilen sorgten: Ein "Scherzbold" publizierte eine gefälschte Biografie des US-Journalisten John Seigenthaler und brachte diesen unter anderem mit den Morden an den Kennedy-Brüdern in Verbindung. Die gefälschte Fassung war über vier Monate lang online zu lesen.
Weiters löste der Podcasting-Pionier Adam Curry mit dem Löschen ganzer Absätze in Einträgen Diskussionen zur Neutralität der Artikel aus.
Zuletzt erschien ein Beitrag über Bertrand Meyer, in dem der französische Informatiker für tot erklärt worden war.
Wikipedia reagierte auf diese Zwischenfälle mit der Verschärfung der Nutzungsregeln, neue Beiträge dürfen seither in der englischen Version nur noch von registrierten Nutzern angelegt werden. Korrigieren kann die Artikel jedoch weiterhin jeder, der sich dazu berufen fühlt.
Die Konsequenzen
Der oft gepriesene Selbstheilungsgedanke, dass die Nutzer Fehler schnell aufspüren und auch berichtigen, bekam auf jeden Fall Risse. Neben der partiellen Registrierungspflicht kündigte Wales deshalb auch die Einführung eines "Gütesiegels" an. Langfristig werde neben der "Live"-Version auch eine "feste" und unveränderbare Wikipedia entstehen
Zusätzlich wurde eine Art Patenschaft für die Wikipedia-Artikel initiiert. Langfristiges Ziel sei es, dass möglichst jede Seite auf Wikipedia von wenigstens einer Person kontinuierlich beobachtet wird, gab Wikipedia bekannt.
Änderungen bei Artikeln sollen dadurch leichter zu verfolgen sein und "Cyber-Vandalimus" verhindert werden.
Qualität besser als der Ruf
Neben dem deutschen Grimme Online Award erhielt Wikipedia kürzlich eine weitere Auszeichnung. Mitte Dezember stellte das britische Wissenschaftsjournal "Nature" die Qualität der Einträge fast auf die gleiche Stufe wie die der Encyclopaedia Britannica.
Das Fachmagazin hatte Experten ausgewählte und ungekennzeichnete Artikel aus beiden Werken vergleichen lassen. Bei Wikipedia fanden die Prüfer durchschnittlich vier Fehler pro Artikel, bei der Encyclopaedia Britannica drei. Ihr Fazit: In Sachen Qualität liegen beide nahezu gleichauf.
(futurezone | dpa)