Mobtel angeblich vor Konkurs
Die serbische Regierung hat erneut betont, dass die österreichischen Investoren nicht die Mehrheit an der Mobtel hielten. Man habe schon beim Kauf im Jahr 2005 vor Problemen gewarnt. In 30 Tagen werde die Mobtel konkursreif sein, schreibt die Belgrader Tageszeitung "Blic".
Die optimistischen Töne von Verkehrsminister Hubert Gorbach [BZÖ], der sich nach den Gesprächen mit Serbiens Serbiens Regierungschef Vojislav Kostunica am Dienstag "sehr zufrieden" über den Verlauf gezeigt hatte, wurden am Mittwoch sowohl durch Berichte internationaler Presseagenturen wie serbischer Medien konterkariert.
Die hochrangige gemischte Arbeitsgruppe, die in den nächsten Wochen eine Lösung für den Fall Mobtel finden soll, wird sich beeilen müssen. Die Einleitung eines Konkursverfahrens gegen den serbischen Mobilfunker ist nämlich laut einem Bericht der Belgrader Tageszeitung "Blic" so gut wie sicher.
"Warnungen nicht beachtet"
Die österreichische Raiffeisen-Gruppe werde voraussichtlich am Mittwoch ihre Kreditforderungen an Mobtel in Höhe von 20 Mio. Euro fällig stellen - das würde zu einer Blockade der Mobtel-Konten führen, schreibt die Zeitung. In 30 Tagen werde die Mobtel konkursreif sein.
Laut AP geht die serbische Regierung weiter davon aus, dass nicht die österreichische Investorengruppe um den Industriellen Martin Schlaff die Mehrheit halte, sondern die im Staatsbesitz befindliche Post und Telekom Serbiens.
Kostunica wiederum "bedauerte, dass die österreichischen Investoren die Warnungen der Regierung bezüglich einer Anzahl von Problemen im Zusammenhang mit der Eigentümerstruktur der Mobtel nicht beachtet haben", als sie im Mai 2005 vermeintliche 51 Prozent des Unternehmens vom serbischen "Oligarchen" Bogoljub Karic erwarben.
"Situation immer verworrener"
Mobtel-Miteigentümer Martin Schlaff war über das Abkommen zwischen der Hypo-Alpe-Adria-Bank und der serbischen Post nach eigenen Angaben nicht informiert gewesen. Laut einem Sprecher der Schlaff-Gruppe habe Raiffeisen eine ähnliche Vereinbarung zur Kreditübertragung mit der serbischen Post getroffen - eine offizielle Bestätigung von Seiten Raiffeisens gab es dazu allerdings ebenfalls nicht.
In serbischen Medienberichten heißt es, dass die serbische Regierung Druck auf die österreichischen Banken ausgeübt haben soll. Verwaltet wird die Mobtel und damit auch ihre Kundenkartei im Moment von ihrem einzigen Konkurrenten, der Post und Telekom Srbija.
Was die Einsetzung der Mobtel-Arbeitsgruppe betrifft, zeigen sich Belgrader Wirtschaftsanalysten skeptisch. Die Situation werde immer verworrener, kommentierte Mijat Lakicevic vom Belgrader Wirtschaftsmagazin "Ekonomist" gegenüber dem Sender B-92 die Situation.
Klagen, Verhaftungen, Schiedsgericht
In der Causa Mobtel laufen in Belgrad mehrere Ermittlungsverfahren, drei Ex-Vorstände der Mobtel sind in Haft, mehrere Klagen und Gegenklagen sind gerichtsanhängig. Auch ein Verfahren vor einem Schweizer Schiedsgericht über die Eigentumsverhältnisse bei der Mobtel ist noch nicht entschieden.
Die Regierung Kostunica hatte der Mobtel Ende Dezember 2005 die Lizenz entzogen.
Über die drei zu Wochenbeginn festgenommenen ehemaligen Mobtel-Vorstände wurde eine 30-tägige Untersuchungshaft verhängt. Laut der Nachrichtenagentur Beta wird den drei Managern unter anderem vorgeworfen, im Jahr 2002 den Kauf von insgesamt 79 Wohnungen für die Familie Karic und Mobtel-Mitarbeiter auf Kosten der Mobtel abgewickelt zu haben. Darüber hinaus sollen sie für Mobtel zu weit überhöhten Preisen Dienstautos von der Karic-Firma Family tours angemietet haben.
"Kostunica ist der Mafiaboss"
Die Unternehmerfamilie Karic, die im Mai 2005 ihre russische Tochterfirma BK Trade - angeblich Mehrheitseigentümer der Mobtel - an die österreichischen Investoren Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt verkauft hat, steht in Belgrad mit dem Rücken zur Wand.
Nach dem Bruder des Familienoberhauptes Bogoljub, Sreten Karic, fahndet die Polizei im Zusammenhang mit der Mobtel-Affäre. Bogoljub Karic selbst war am Dienstagnachmittag bei einer Protestkundgebung seiner Anhänger überraschend in Belgrad erschienen, um sich sodann nach Montenegro abzusetzen. "Kostunica ist der Mafiaboss. Seine Feinde sind nicht diejenigen, die den Staat vernichten, seine Feinde sieht er in uns. ... Er hat den Verkauf des Kosovo vereinbart und braucht nun Feinde", tobte Karic.
"Pfändung des Eigentums"
Eine der Karic-Firmen, Astra Simit, soll demnächst mit Forderungen konfrontiert werden, Steuern in Millionenhöhe nachzuzahlen. Astra Simit ist Alleinvertreiber von Telefonwertkarten der Mobtel.
"Sollte Karic die Schulden nicht begleichen, wird mit der Pfändung seines Eigentums bzw. der Häuser der Familie begonnen", berichtet "Blic". Alleine in Belgrad besitzt die Familie Karic Immobilien mit einer Gesamtfläche von rund 40.000 Quadratmetern in bester Lage.
(futurezone | AP | APA | Blic | Reuters | Tanjug)