Arbeitsgruppe soll Lizenzentzug aufklären
Die Rückgabe der Funklizenz an den serbischen Mobilfunker Mobtel ist die Schlüsselfrage der neuen Mobtel-Arbeitsgruppe.
Hinter dem Ende Dezember beschlossenen Lizenzentzug vermutet der Belgrader Wirtschaftsexperte Branislav Pavlovic ein gezieltes Manöver der serbischen Regierung, wie er im Gespräch mit der Tageszeitung "Danas" erklärte.
"Es gibt den Wunsch, durch die Übernahme der Mobtel-Schulden [von zwei österreichischen Banken]sowie durch eine Senkung des Firmenwertes der Mobtel die Mehrheit der Unternehmensanteile zu erlangen", so der Experte.
Der Plan des "Masterminds" Dinkic
Wenn die Mobtel dann konkursreif sei, wolle der Staat seine Forderungen gegenüber dem Unternehmen in Beteiligungsanteile umwandeln, um so zum Mehrheitseigentümer zu werden, ungeachtet des Ausgangs des in Zürich anhängigen Schiedsgerichtsverfahrens.
"Danach soll die Funklizenz zurückgegeben werden", glaubt Pavlovic. Als Mastermind hinter diesem Szenario sieht er den serbischen Finanzminister Mladjan Dinkic. Dessen "Kombinationen" seien zwar verständlich, aber nicht zulässig, meint der Experte.
Martin Schlaff, der zusammen mit Josef Taus und Herbert Cordt im Mai 2005 die Mobtel-Muttergesellschaft BK Trade erworben hatte, wollte nach dem Gespräch mit dem serbischen Regierungschef am Dienstag ein solches Szenario allerdings nicht kommentieren.
In gut unterrichteten Kreisen in Belgrad hieß es zuvor, dass die serbische Regierung die zwei österreichischen Banken Hypo-Alpe-Adria und Raiffeisen, bei denen Mobtel mit rund 90 Mio. Euro in der Kreide steht, unter Druck gesetzt habe, damit die Banken die Schulden fällig stellen.
Inzwischen hat die staatliche Post als Mobtel-Minderheitseigentümer von der Hypo deren Kreditforderungen an die Mobtel in Höhe von 71 Mio. Euro übernommen. Raiffeisen hat seinen Kredit an die Mobtel fällig gestellt.
Zusammensetzung der Arbeitsgruppe
Verwunderung löst laut "Danas" auch die Zusammensetzung der zwischen dem serbischen Regierungschef Vojislav Kostunica und Vizekanzler Hubert Gorbach [BZÖ] vereinbarten Arbeitsgruppe aus, der neben drei serbischen Ministern und einem Vertreter des österreichischen Infrastruktur-Ministeriums auch Vertreter der österreichischen Investoren und der serbischen Post angehören sollen - aber auch mobilkom-austria-Chef Boris Nemsic.
"Angesichts der Ankündigung der Regierung, ihren Mobtel-Anteil zum Verkauf auszuschreiben, könnte die Beteiligung der mobilkom an der Arbeitsgruppe bei anderen potenziellen Interessenten auf Kritik stoßen", heißt es.
Ziel bleibt die Übernahme
Schlaff bestätigte am Dienstag, dass das Ziel der österreichischen Investorengruppe nach wie vor die Übernahme der Mobtel-Staatsanteile und ihr Weiterverkauf an die mobilkom bleibe.
Mobilkom-Chef Nemsic bewertete die Chancen seines Unternehmens für den Einstieg in den serbischen Markt zuletzt als intakt.
(futurezone | APA)