Die Hintergründe der Qentis-Pleite
Schuld am Konkurs des Wiener eBay-Powersellers Qentis ist der geplatzte Einstieg eines Hongkonger Investors und weiterer Finanzierungen. Zudem fehlte es an Eigenkapital, auch die Kosten brachte man nicht in den Griff.
Der Konkurs des größten eBay-Powersellers in Europa, der Wiener Qentis Holding GmbH, ist offenbar auf Fehlkalkulationen der Geschäftsführung zurückzuführen.
Hauptgrund für die Pleite ist der geplatzte Einstieg eines Hongkonger Investors, berichtet das "Wirtschaftsblatt". Dies führte schließlich trotz profitablem operativen Geschäft zur Insolvenz.
Der Alpenländischen Kreditorenverband [AKV] hat angekündigt, den Fall einer sehr genauen Prüfung zu unterziehen.
Qentis musste diese Woche Insolvenz anmelden, der Konkurs wurde am Donnerstag eröffnet. Die Verbindlichkeiten des Unternehmens belaufen sich ersten Schätzungen zufolge auf rund zehn Mio. Euro.
Vertragliche Unregelmäßigkeiten
Laut Konkursantrag wurde im Vorjahr mit dem Hauptlieferanten Focan Ldt. [Hongkong] zwecks einer Beteiligung verhandelt, so der "Wirtschaftsblatt"-Bericht.
Im Zuge einer Kapitalerhöhung sollte Focan 15,6 Prozent der Qentis-Anteile übernehmen und 1,43 Millionen in die Rücklagen einbringen. Doch der Vertrag vom 28. September wurde weder notariell beglaubigt, noch wurde die Kapitalerhöhung im Firmenbuch eingetragen.
Am 17. Jänner stellte Focan schließlich, statt Besiegelung der Beteiligung, die Rechnungen fällig.
Als Aktiva führt Qentis ein Warenlagen [Buchwert 1,5 Mio. Euro], ein Pfandlager [600.000 Euro] und ein Cash-Guthaben [10.000 Euro] an.
"Haben viel Blödsinn gekauft"
Qentis handelte unter anderem mit Elektronikgeräten, Sportartikeln, Kameras, Haushaltsgeräten, Werkzeugen und sogar Motorrädern, die in Fernost erworben bzw. unter verschiedenen Eigenmarken produziert wurden.
"Die Kosten haben uns hinten und vorne umgebracht", klagt Qentis-Geschäftsführer Davies Guttmann zum "Wirtschaftsblatt". "Wir haben einige absolute Fehler gemacht, zum Teil die falsche Ware und viel Blödsinn gekauft."
Investoren, Lieferanten und über 1.000 Kunden müssen nun um ihr Geld bangen. Denn Qentis vertrieb die Produkte unter Vorauszahlung.
(futurezone | Wirtschaftsblatt)