Downloads sollen Musikindustrie retten
Nach Einschätzung des EMI-Chefs Nicoli sollen Downloads bis zum Jahr 2010 ein Viertel des Musik-Gesamtumsatzes ausmachen. Noch ist nicht klar, ob sich Einzel-Downloads oder Musik-Abos langfristig durchsetzen werden.
Der derzeitige Boom bei Musik-Downloads wird nach Einschätzung führender Branchenvertreter die seit Jahren unter Umsatzverlusten leidende Musikindustrie bald wieder wachsen lassen.
"Das Wachstum bei Musik-Downloads wird schneller sein als die Verluste im CD-Geschäft. Der Markt insgesamt wird wieder größer", sagte der Chef des britischen Plattenriesen EMI, Eric Nicoli, am Samstag im südfranzösischen Cannes. Er bestätigte die Prognose, dass bis zum Jahr 2010 der Umsatz mit Musik aus dem Internet bzw. für das Mobiltelefon auf ein Viertel des Gesamtumsatzes der Plattenfirmen steigen könnte.
Im vergangenen Jahr machten die Plattenfirmen mit Musik-Downloads weltweit einen Umsatz von etwa 1,1 Milliarden Dollar aus; das entspricht einem Gesamtmarktanteil von bis zu sechs Prozent - eine Verdreifachung zum Vorjahr.
"In zehn Jahren ist die CD tot"
Dave Goldberg, verantwortlich für den Musiksektor bei Yahoo, sieht im Online-Vertrieb von Musik die einzige Zukunft. "In zehn Jahren ist die CD tot", sagte er am Rande der Musik-Internet-Konferenz Midemnet in Cannes, die der internationalen Musikmesse Midem [22. bis 26. Jänner] vorgeschaltet ist. Auch die Musikindustrie habe das erkannt. "Jetzt redet man endlich darüber, wie die CD ersetzt werden kann. Vor zwei bis drei Jahren haben die meisten noch versucht, die CD gegen digitale Musik zu verteidigen."
Große Einbußen durch späten Einstieg
Der späte Einstieg in den Online-Markt und das illegale Tauschen von Musikdateien hatte der Branche große Einbußen gebracht. Seit Ende der 90er Jahre verloren die Plattenfirmen weltweit mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes, in Deutschland waren es sogar über 40 Prozent.
Mit Download-Shops wie iTunes von Apple und auch Abonnementservices wie Napster, Rhapsody bzw. Yahoo habe die Branche erst in den vergangenen zwei Jahren begonnen, das illegale Geschäft in ein legales umzuwandeln, sagt Nicoli: "Wir stehen noch ganz am Anfang."
Abo-Dienste langfristig vorne
Dave Goldberg von Yahoo sieht in den Online-Abo-Diensten die die Zukunft des Musikhörens. "Kein Mensch wird langfristig für jeden einzelnen Download zahlen wollen." Die Zahl der Abo-Kunden stieg nach Angaben des Phonoverbandes IFPI binnen Jahresfrist weltweit von 1,5 auf 2,8 Millionen. Die Zahl der heruntergeladenen Songs stieg insgesamt von 156 auf 419 Millionen.
(Futurezone | dpa)