Umsatz geschrumpft, Musikmesse gestartet
Trotz des Booms im Online-Musikvertrieb und Großkampagnen gegen "Raubkopierer" sind die Gesamtumsätze der Musikindustrie 2005 weltweit weiter gefallen. An den Zuwachsraten im Online-Vertrieb schneidet der führende Distributor Apple kräftig mit.
Der Vorsitzende des Weltverbands der Phonoindustrie [IFPI], John Kennedy, gab zum Auftakt der Musikmesse Midem, die von 22. bis 26. Jänner in Cannes stattfindet, wenig gute Zahlen und Aussichten bekannt.
Trotz steter Verfolgung von Tauschbörsen und deren Nutzern, trotz aufwendiger Kampagnen auf mehreren Kontinenten ["Raubkopierer sind Verbrecher"] waren die Umsätze 2005 weiterhin rückläufig, und zwar um zwei Prozent.
Das gehe aus den Daten von drei Vierteln des Weltmarkts hervor, die mittlerweile vorlägen. Für das laufende Jahr prognostizierte Kennedy am Sonntag "stabile Umsätze" - also Stagnation.
Die heimische Musikindustrie hat im vergangenen Jahr vor allem vom anhaltenden Klingelton-Boom profitiert.
20 Prozent Umsatzverlust
Stagniert hatte die Musikindustrie bereits im Jahr 2004, davor waren drei weitere äußerst magere Jahre mit Umsatzschrumpfungen, die teilweise deutlich ausgefallen waren. Seit 1999 kamen so insgesamt 20 Prozent zusammen, die an Umsatz verloren gingen.
Laut Kennedy soll auch die gute, alte CD auf etlichen Märkten wieder Zuwachsraten verzeichnen. So sei der Umsatz mit CDs in den USA zuletzt um sieben Prozent gestiegen.
Dave Goldberg, verantwortlich für den Musiksektor bei Yahoo, sieht im Online-Vertrieb von Musik hingegen die einzige Zukunft. "In zehn Jahren ist die CD tot", sagte er am Rande der Konferenz Midemnet in Cannes, die der Midem vorgeschaltet ist.
Auch die Musikindustrie habe das erkannt.
Das Monopol des Einzelhändlers
Das Geschäft mit Musik-Downloads hat sich im Jahr 2005 verdreifacht. Weltweit wurden 420 Millionen Songs im Netz gekauft. Laut IFPI ist die Zahl der illegalen Kopien im Netz nach wie vor gleich hoch.
Das digitale Geschäft mit Online-Musik fest in der Hand hält allersdings nicht die Musikindustrie, sondern ein IT-Unternehmen namens Apple, dessen iTunes siebzig Prozent Marktanteile in den USA und weiten Teilen Europas hält.
"Einer unser größten Fehler war, einem Einzelhändler ein Monopol zu überlassen", sagte Alison Wenham, Vorsitzende der Association of Independent Music, die 800 Indie-Labels repräsentiert
Talentsuche vernachlässigt
Phil Leigh von der US-Marktforschungsfirma Inside Digital Media hingegen führt die Lage der Industrie auch auf andere Ursachen zurück. Die Musikmanager hätten sich dem Kampf gegen Piraterie so intensiv gewidmet, dass sie die Talentsuche deshalb vernachlässigt hätten.
Laut IFPI ist die Zahl der illegalen Musikkopien im Netz nach wie vor gleich hoch.
(futurezone | AP | Reuters)