Internet ist kein "Beziehungskiller"

netzwerken
28.01.2006

Entgegen dem schlechten Ruf soll die Kommunikation übers Internet sehr wohl dabei helfen, reale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Der Trend geht dabei laut einer US-Studie hin zum "vernetzten Individualismus".

Es gibt geteilte Meinungen über die Auswirkungen des Internets auf das soziale Leben seiner Nutzer. Während einige glauben, dass sich Internet und E-Mails negativ auf Beziehungen auswirken und die Menschen dadurch vereinsamen, sehen andere genau das Gegenteil.

So auch eine aktuelle Studie des Pew Internet and American Life Project, laut der sich das Netz zum "Klebstoff für Beziehungen" entwickelt habe.

Je größer und weit verzweigter das soziale Netzwerk eines Menschen wird, umso wichtiger wird der Studie zufolge etwa die Kommunikation per E-Mail um den Kontakt aufrechtzuerhalten. "Man kann seine Freunde nicht immer anrufen oder besuchen", so einer der Studienautoren. "Aber mit ein paar Tastenanschlägen ist ein kurzes E-Mail verschickt."

Liebe im Netz

Ein indonesisches Paar hat nun erstmals in einer Online-Zeremonie geheiratet - ohne sich jemals zuvor getroffen zu haben.

Boom der Netzwerke

Dass das Internet mehr und mehr auf Beziehungen setzt, lässt sich auch am Boom von Social Networking-Portalen wie etwa Myspace.com, Orkut oder Friendster erkennen. Im Gegensatz zur Anonymität in Chatrooms wird dabei auf "echte" Persönlichkeiten gesetzt.

Ein wichtiges Tool, um in Kontakt zu bleiben sind auch die zahlreichen Instant Messenger, deren Nutzung immer öfter auch zu beruflichen Zwecken erlaubt wird.

Das Internet wird auch öfter zum Ratgeber: In den USA suchen rund 17 Millionen Nutzer im Netz nach Hilfe bei Krankheiten, 16 Millionen für den Autokauf, zehn Millionen begeben sich im Internet auf Wohnungssuche, acht Millionen begeben sich dort auf Jobsuche.

Zusätzlich werden die sozialen Netzwerke eingespannt, um Probleme zu lösen. "Wenn man heutzutage Hilfe braucht, benötigt es keinen groß angelegten Rundruf. Was man braucht, ist eine lange Buddy List", so John Horrigan vom Pew Internet Project.

Frauen bei E-Mail-Nutzung vorn

Bei der Online-Nutzung nähern sich Männern und Frauen immer weiter an: Jeweils zwei Drittel nutzen das Netz für Infos, Online-Banking oder Einkauf. Während Männer allerdings mehr Musik herunterladen, nutzen Frauen E-Mails öfter.

Der vernetzte Individualismus

Der Soziologe und Co-Autor Barry Wellman sieht in dieser Entwicklung die Entstehung eines neuen Sozialen Phänomens: der vernetzte Individualismus.

Gemeint ist damit, dass die Nutzer moderner Technologien immer weniger an lokale Gruppen gebunden sind und verstärkt zum Teil von geografisch zerstreuten Netzwerken werden.

[futurezone | BBC]