Internet-Handy gegen 100-Dollar-Laptop

microsoft
31.01.2006

Microsoft hält nichts von der Idee eines Billig-Notebooks für Entwicklungsländer. Der Konzern sieht bessere Chancen für ein Mobiltelefon, welches das Internet zu mehr Menschen in den Entwicklungsländern bringen soll.

Das 100-Dollar-Laptop-Projekt des MIT-Forschers Nicholas Negroponte ist das bisher größte seiner Art: Millionen von billigen Notebooks sollen den Menschen in Entwicklungsländern dabei helfen, den Technologievorsprung des Westens aufzuholen.

Trotz allgemein positiver Resonanz kam nun von Microsoft Kritik. Statt mit 100-Dollar-Laptops sollten Entwicklungsländer besser flächendeckend mit Internet-Handys ausgestattet werden, erklärte Microsoft-Technikchef Craig Mundie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Ein Prototyp des Billighandys soll bereits existieren.

"Wir sind überzeugt, dass das ein einfacherer Weg ist, Computertechnologie zu Menschen in Entwicklungsländern zu bringen", so Mundie. "Ich schätze das, was Nick versucht zu tun. Ich habe allerdings Bedenken bezüglich der Durchführbarkeit seines Ansatzes."

Um das Internet-Handy zu einem vollwertigen Rechner zu machen, könnte man diesen einfach mit Adapter und zusätzlicher Tastatur an ein TV-Gerät anschließen. Diese seien mittlerweile ja weit verbreitet.

Absage an Apple und Microsoft

Ob Microsofts Überzeugung etwas damit zu tun hat, dass sich Negroponte für das Open-Source-Betriebssystem Linux und nicht Windows entschieden hat, kommentierte Mundie nicht.

Denn wie nun bekannt wurde, boten sowohl Apple als auch Microsoft freie Versionen ihrer Betriebssysteme zum Einsatz auf dem 100-Dollar-Laptop an. Doch Negroponte entschied sich für Linux [eine spezielle Version von Red Hat], da der Quellcode in beiden Fällen nicht vollständig freigegeben worden wäre.

"Bei Linux habe ich 100 Millionen Programmierer, auf die ich mich verlassen kann", so Negroponte. So könnten die Nutzer später selbstständig Änderungen am System durchführen.

Das Design sieht einen 500-MHz-Prozessor von AMD sowie ein GB Flash-Speicher, WLAN, Einsatz in Mesh-Netzwerken [um eine Internet-Verbindung teilen zu können] und USB-Ports vor.

Handkurbel zum Aufladen

Für die Stromversorgung soll das Gerät alternativ über eine kleine Handkurbel verfügen, mit der sich die Batterien wieder aufladen lassen.

Produktion in Taiwan

Negroponte gab in Davos bekannt, dass bereits ein Vertrag mit Quanta Computer aus Taiwan über die Produktion des Laptops geschlossen wurde. Zudem sei man kurz vor Vertragsunterzeichnung mit Ägypten, Argentinien, Brasilien, China, Indien, Nigeria und Thailand über die Lieferung von insgesamt sieben Millionen Laptops.

Zuletzt hatte Intel-Chef Craig Barrett das MIT-Projekt als zum Scheitern verurteilt bewertet.

Das Notebook, das mit Prozessoren des Intel-Rivalen AMD ausgerüstet sein wird, sei lediglich ein "Gadget" und kein ernst zu nehmender Computer.

(futurezone | pte.at | New York Times)