10.10.2001

EU-KOMMISSION

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Mögliche Milliardenstrafe für Microsoft

Dem US-Softwarekonzern Microsoft droht nicht nur in den USA, sondern auch in Europa eine Strafe wegen Kartellverstößen.

Diese "Möglichkeit" bestehe, sagte EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti am Mittwoch in Brüssel. Es sei aber noch "verfrüht", über Einzelheiten zu sprechen. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal Europe" könnte Brüssel bis zu 2,74 Milliarden Euro Strafe verhängen. Monti beklagte sich mit Blick auf den Bericht über "undichte Stellen" in seiner Behörde.

"Ermittler der EU belogen"

Die Strafe der Kommission könne hoch ausfallen, weil Microsoft die Ermittler der EU belogen habe und die Arbeit an dem Fall zu behindern versuche, meldete das Blatt unter Berufung auf ein internes Dokument der Kommission.

Ein Microsoft-Sprecher sagte dem "Wall Street Journal Europe", sein Konzern arbeite voll mit der Kommission zusammen. Das Unternehmen habe das EU-Kartellrecht nicht verletzt.

"Verfrühte Spekulationen"

Monti betonte, es sei noch "ein wenig verfrüht", von Strafen gegen Microsoft zu sprechen, zumal das Unternehmen noch nicht einmal auf die ersten Feststellungen der Kommission in der Sache reagiert habe, wie es sein Recht sei.

Über eine Strafe zu spekulieren sei ein Spiel, das möglicherweise der Presse gefalle, "aber es dient weder dem Markt noch der Öffentlichkeit".

Am Dienstag war Microsoft beim Obersten Gerichtshof der USA mit dem Versuch gescheitert, ein gegen das Unternehmen gerichtetes Urteil kassieren zu lassen.

Nun muss sich Microsoft bis November mit den US-Behörden einigen; sonst will die inzwischen mit dem Fall befasste Richterin Colleen Kollar-Kotelly im kommenden März Strafen gegen den Konzern von Bill Gates verhängen. Eine Zerschlagung des Unternehmens, die in erster Instanz verkündet worden war, ist aber vom Tisch.