15.10.2001

ANALYSE

Bildquelle: PhotoDisc

Dammbruch im globalen Datenschutz

Was während der letzten Wochen weltweit im Eiltempo Ausschüsse und Parlamente an Gesetzvorschlägen zur Überwachung von Telefonie und Internet passiert, ist keineswegs nach den Anschlägen von New York erfunden worden.

Es handelt sich um großteils jahrelang bekannte Wunschlisten aus Polizei- und Geheimdienstkreisen, die nun pauschal in Erfüllung gehen.

Getragen werden sie von Politikern, die über wenig technischen Sachverstand und/oder ein autoritäres Gesellschaftsbild verfügen - entweder mangelt es am Erkennen einer Gefahr für die Gesellschaft durch totale Überwachung und/oder man nimmt sie billigend in Kauf.

Milzbrand statt "Code Red"

Während vor allem das FBI jahrelang keine Gelegenheit verstreichen ließ, um angesichts der immensen Gefahr von E-Mail-Viren totalen Zugriff auf alle Netze zu verlangen, werden echte Milzbrand-Erreger mit der Briefpost ausgeschickt.

Das bange Warten auf einen neuen Angriff auf die Grundpfeiler der westlichen Demokratie läuft längst und ist nicht auf die USA beschränkt.

Der zweite Anschlag auf Bürgerrechte und die westlich-demokratische Lebensart an sich - wofür die US-Verfassung stets paradigmatisch stand - wird von den Regierungen der Staaten selbst auf Wegen der Gesetzgebung gegen die eigene Bevölkerung geführt.

Totalitäre Theokratien

Alle diese Rechte, die in totalitären Theokratien nicht gelten, werden in so gut wie allen Staaten, die bürgerliche Grundrechte in ihre Verfassungen eingeschrieben haben, durch neue Gesetzvorhaben eingeschränkt.