Google mit Dell gegen Microsoft
Der weltgrößte Computerhersteller Dell, neben Intel der wichtigste Verbündete Microsofts, hat überraschend bekannt gegeben, seine PCs mit vorinstallierter Google-Toolbar und Desktop-Suchmaschine auszuliefern. Microsoft hat diesem Angriff momentan nicht viel entgegenzusetzen.
In das Match zwischen dem weltgrößten Suchmaschinen-Betreiber und dem größten Softwarehaus der Welt um die Vorherrschaft auf den Desktops kommt erneut Bewegung. Nun greift Google den dominierenden Rivalen mit dessen eigenen Methoden und dessen eigenem Hauptverbündeten an.
Der weltgrößte PC-Hersteller Dell gab am Dienstag bekannt, dass seine Rechner in Zukunft mit Google-Software ausgeliefert werden. Im Gespräch seien etwa Googles Schreibtisch-Suche sowie die Google-Toolbar, sagte Dell-Sprecher Jess Blackburn der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
Googles Toolbar und Desktop-Suche
Beidem hat Microsoft nicht viel entgegenzusetzen. Die Google-Toolbar können auch ungeübte Benutzer sehr einfach im Internet Explorer installieren, die Desktop-Suchmaschine von MS wird erst mit dem neuen Betriebssystem Vista voraussichtlich Ende des Jahres ausgeliefert.
Damit hat Google die wichtigsten beiden Suchfunktionen nicht nur in der Hand, sondern auch mindestens ein halbes Jahr Zeit, seinen Vorsprung bei der Desktop-Suche weiter auszubauen.
Bis jetzt war Dell jahrelang der treueste Verbündete der Redmonder. Seit fast einem Jahrzehnt wird praktisch jeder PC des Marktführers mit vorinstalliertem Windows-Betriebssystem ausgeliefert.
Auch die Intel-Allianz wackelt
Mitte Jänner hatte Dell-CEO Kevin Rollins aufhorchen lassen, als er am Rande einer Pressekonferenz mitteilte, dass Dell in Zukunft durchaus auch Prozessoren von AMD in seinen Rechnern verwenden könnte. Bis dahin hatte man ausschließlich CPUs des Weltmarktführers Intel verbaut.
Am Beispiel Netscape
Anders als in den 90er Jahren ist heute nicht mehr die Desktop-Oberfläche, sondern der Browser zum meistbegehrten "Claim" auf dem Computer geworden. Und hier sitzt Google Microsoft seit längerem im Nacken.
Ende der 90er Jahre hatte es Microsoft in allererster Linie durch die Vorinstallation seines Internet Explorer auf so gut wie jedem neuen PC geschafft, die damals ebenso überwältigende Marktmacht des Browsers Netscape zu brechen.
Mit jedem neu ausgelieferten PC verschoben sich die Marktanteile zu Gunsten von Microsofts Internet Explorer, der Allianz aus Hardware-Herstellern und dem Quasi-Monopolisten beim Betriebssystem hatte Netscape nichts entgegenzusetzen. Die Marktanteile des Navigator-Browser fielen binnen dreier Jahre von um die 90 auf weniger als zehn Prozent.
(futurezone | APA | Reuters)