MS wildert im BlackBerry-Revier

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12.02.2006

Microsoft will einen Push-E-Mail-Service anbieten, wie ihn BlackBerry-Nutzer bereits kennen. Er läuft über Microsofts Exchange-Server - Unternehmen können ihre bestehende Infrastruktur beibehalten und müssen keine monatlichen Kosten bezahlen.

Der Wireless-E-Mail-Anbieter RIM ist mit seinen BlackBerry-Produkten derzeit unangefochtener Weltmarktführer.

Rund 4,3 Millionen Kunden weltweit nutzen RIMs Services, bei denen E-Mails drahtlos auf BlackBerry-Geräte oder aufgerüstete Handys nachgeschickt werden. Damit hat RIM den größten Kuchen an einem Markt, der weltweit zehn Millionen User umfasst.

Doch der Softwareriese macht sich derzeit daran, diese Dominanz zu brechen. Der erste Schritt erfolgte im Oktober des Vorjahres, als die neue Version der Mailserver-Software Microsoft Exchange auf den Markt kam. Nächste Woche, anlässlich der weltgrößten Handymesse GSM, will Microsoft zusammen mit Partnern wie Vodafone und Cingular passende Endgeräte vorstellen.

Der Vorteil für den Kunden: hat er Microsoft Exchange installiert, benötigt er keinen Extra-Server, um die E-Mails auf die Handys seiner Mitarbeiter nachzuschicken. Dadurch erspart er sich monatliche Gebühren, die beispielsweise bei der Nutzung der BlackBerry-Dienste anfallen.

Nachrüstung per Update

Da Microsoft Exchange im Business-Bereich laut einer Gartner-Studie mit 48 Prozent Marktanteil führend ist, dürfte sich der Service flott durchsetzen, erwarten Analysten. Statt eines speziellen Endgerätes können auch herkömmliche Windows-Mobile-Handys mit entsprechender Software nachgerüstet werden.

Geringere Kosten

Mit den geringeren Kosten wird erwartet, dass drahtlose E-Mailfunktionen nicht nur mehr dem Management, sondern bald den meisten Mitarbeitern eines Unternehmens zur Verfügung stehen werden. "Wir befinden uns am Beginn einer neuen Boomphase", so Pieter Knook, Microsofts Vizepräsident für mobile Geräte.

Auf der Handymesse 3GSM sollen HP und drei andere Gerätehersteller die ersten Handys vorstellen, die mit Microsofts neuem Push-E-Mail-Dienst funktonieren.

Die neuen Microsoft dürften den BlackBerry-Hersteller RIM weiter in Bedrängnis bringen. RIM kämpft derzeit an einer anderen Front - die Mailserver des Unternehmens sind aufgrund eines aktuellen Patentstreits akut von der Abschaltung bedroht.

Konkurrenz schnürt Gratis-Pakete

Darüber hinaus greifen bereits Drittanbieter das Geschäftsmodell von RIM an. So hat Konkurrent Good Technologies ein Paket mit Cingular geschnürt, bei dem die Benutzer Funktionen angeboten bekommen, die sie bereits vom BlackBerry kennen - allerdings gratis.

Die Stärken von RIM

Dennoch - RIM hat noch einige Asse im Ärmel. Die Usability und Größe seiner Geräte sind am Handy-Sektor immer noch unerreicht. Darüber hinaus schätzen die Unternehmen die Sicherheit der BlackBerry-Serversoftware - andere Anbieter müssen sich hierzu erst einen Track Record erarbeiten.