Spott und Wirbel um die NSA
Während immer neue Medienberichte erscheinen, Klagen gegen die Überwachung von Telefonie und Internet-Verkehrsdaten der eigenen Bürger durch den US-Auslandsgeheimdienst laufen, mehrt sich im Netz der Spott.
Die National Security Agency, der größte und obskurste Geheimdienst der USA kommt seit Monaten nicht mehr aus den Schlagzeilen der Breitenmedien.
Warum sich das Interesse der US-Öffentlichkeit, das so oft mit dem Interesse der "nationalen Sicherheit" Hand in Hand geht, in diesem Fall so hartnäckig hält, hat offenbar gewichtigere Gründe.
Zum einen ist dies der erste Fall von Spionage gegen die eigenen Bürger durch den Militärgeheimdienst NSA, der öffentlich wurde - seit Präsident Richard Nixon, der wegen der Lauschangriffe [Watergate] zurücktreten musste.
Hier wurden zwar "nur" Terrorverdächtige - Ausländer wie US-Bürger - in den USA überwacht, allerdings von einem Auslandsgeheimdienst, der dies per se nicht darf und immer betont hat, genau das eben nicht zu tun.
Die NSA im Netz der AT&T...
Was nebenbei herauskam, ist eigentlich ein alter Hut, aber für eine Mehrheit der US-Staatsbürger doch neu und deshalb potenziell verstörend: dass nämlich die sagenumwitterte NSA in den Auslandswählämtern und Datenknoten des ehemaligen Telekom-Monopolisten AT&T auch die Telefonate und den Internet-Verkehr von US-Staatsbürgern systematisch filtert.
AT&T ist einer der wenigen verbliebenen globalen Carrier, der auch einen Gutteil des Datenverkehrs zwischen Europa und den USA abwickelt.
... und die NSA im Netz
Mitte Jänner hatten Unbekannte die NSA-Website mittels einer DDoS-Attacke vom Netz geholt. Am 31. Jänner hat die Electronic Frontier Foundation Klage gegen AT&T eingebracht.
Auf der Website der NSA ist von all dem Ärger nichts zu sehen, vielmehr dominieren als aktuelle Inhalte Comics mit codebrechenden Hunden, Verschlüsselungs-Ratespiele und andere Niedlichkeiten.
Der Auftritt von George Bush mit dem neuen NSA-Chef Generalleutnant Keith B. Alexander im "hochgeheimen Hauptquartier" der NSA in Fort Meade ging Ende Jänner ebenfalls in die falsche Richtung los.
Die Pose Bushs mit dem NSA-General vor einem eindrucksvollen Großbildschirm mit "Threat Assessment"-Graphiken ward weniger eindrucksvoll, als bekannt wurde, dass es sich dabei um die öffentliche Website der bekannten Security-Institution Sans.org handelte.
Vom Kochen mit Wasser
Davon, dass auch die geheimnisumwitterte NSA - wenigstens was den Umgang mit der Öffentlichkeit betrifft - nur mit Wasser kocht, zeugt eine Aktion österreichischer Hacker vor knapp einem Jahr.
Nachdem die NSA ihr langjähriges Inkubator-Projekt "Biometrics Consortium" plangemäß immer weiter geöffnet hatte, erkannte man dort reichlich spät, dass das komplette Archiv der Mailing-List mit etwa 10.000 Postings aus 11 Jahren bis zum Ursprung verfügbar war.
Die ersten Jahre des Mail-Archivs enthalten E-Mails von leitenden Technikern aus allen Armee-Hochsicherheitstrakten, die naturgemäß als Erste biometrische Erkennung eingeführt hatten.
(futurezone | Erich Moechel)