Die Trends der Mobilfunkmesse 3GSM
Beim 3GSM World Congress in Barcelona gibt sich derzeit die Mobilfunkbranche ein Stelldichein. Während Musik und TV doch noch den UMTS-Durchbruch bringen sollen, heißen die neuesten Trends HSDPA und Internet-Telefonie auf dem Handy.
Noch bis Donnerstag trifft sich die Mobilfunkbranche in Barcelona auf der 3GSM-Messe, die heuer mit einem Besucherrekord von 50.000 Personen rechnet. Der Fokus der Handyhersteller, Ausrüster und Netzbetreiber liegt dabei nach wie vor auf der Vermarktung von UMTS.
Die Industrie dürfte in den vergangenen Jahren mehr als 100 Milliarden Euro in den UMTS-Aufbau investiert haben. Mittlerweile wird die Technologie jedoch längst von VoIP [Voice over IP] und der Verbreitung von drahtlosem Internet per WLAN-Hotspots in Frage gestellt.
Die Branche setzt dennoch massiv auf Multimedia-Dienste und Content, um doch noch von UMTS zu profitieren. Musik und Handy-TV sind dabei besonders beliebt. So startete der weltgrößte Mobilfunkanbieter Vodafone einen Radiodienst, der Netzwerkausrüster Ericsson stellte gemeinsam mit der Online-Musikplattform Napster den mobilen Dienst Napster Mobile vor und die Handyhersteller Nokia und Sony Ericsson wollen bei Standards für den mobilen Fernsehempfang über DVB-H kooperieren.
Die Zahl der Mobilfunkkunden wächst ungebremst weiter: 2,039 Mrd. GSM-Handyuser gibt es bereits weltweit.
Mehr Speed mit HSDPA
In Sachen Datenübertragung wurde spätestens auf der 3GSM die HSDPA-Ära [Highspeed Downlink Packet Access] eingeläutet. Die UMTS-Weiterentwicklung schafft Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 3,6 Megabit pro Sekunde, viele Netzbetreiber planen im laufenden Jahr die entsprechende Aufrüstung.
Der Handyhersteller BenQ Mobile will bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im Juni das erste HSDPA-Handy auf den Markt bringen. Der weltweit drittgrößte Handyhersteller Samsung Electronics hat im Jänner als erster ein HSDPA-Gerät angekündigt. Samsungs Telekom-Netzwerkchef Ki Tae Lee prognostizierte, der Gesamtmarkt für die neuen Geräte solle im laufenden Jahr sechs bis zehn Millionen Stück umfassen. Bis 2009/10 sollen es dann jährlich 100 bis 150 Millionen werden.
Ericssons schnelles HSDPA-Download-System ist bereits marktreif, durch ein einfaches Software-Upgrade sollen ab Jahresmitte 14,4 MBit/s möglich werden.
WLAN-Handys auf dem Vormarsch
Nokia will auch von neuen Entwicklungen jenseits des klassischen Mobilfunks profitieren. Das am Montag vorgestellte Modell 6136 ermöglicht über WLAN kostengünstige Telefongespräche übers Internet.
Bei Verlassen des WLAN-Hotspots klinkt sich das Gerät automatisch und angeblich ohne Unterbrechung ins Mobilfunknetz ein.
Die reibungslose Übergabe von Sprach- und Datenverbindungen ermöglicht dabei die von Nokia unterstützte Technologie UMA [Unlicensed Mobile Access].
Motorola setzt auf WMA
Der zweitgrößte Handyhersteller Motorola hat unterdessen bekannt gegeben, bereits im zweiten Halbjahr 2006 Mobiltelefone auf den Markt zu bringen, die Windows Media Audio unterstützen.
Die Handys werden mit USB 2.0 ausgerüstet sein, der Musik-Download soll direkt auf das Handy erfolgen können - ohne die Zwischenstation PC.
Motorola hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Apple das iTunes-Handy Rokr vorgestellt, das jedoch auf Grund seines limitierten Speichers und der bescheidenen Optik nicht unbedingt Begeisterungsstürme ausgelöst hat.
Microsoft versus BlackBerry
Microsoft steht unterdessen bereit, den direkten Empfang von E-Mails auf dem Handy - derzeit ein Nischenmarkt - auf breiter Front möglich zu machen. In Barcelona wurden die ersten Geräte mit dem neuen Betriebssystem Windows Mobile 5 vorgestellt. Die "Push"-Funktion, bei der E-Mails direkt auf mobile Geräte durchgeleitet werden, hat bereits den BlackBerry des Herstellers RIM populär gemacht.
(futurezone | AP | dpa | Reuters)