Eine IT-Messe findet ihr Profil
Österreichs größte IT-Messe ITnT ist 2006 nicht nur enorm gewachsen, auffällig stark ist die Präsenz des österreichischen Mittelstands gegenüber den Großen. Zahlreich sind heuer auch IT-Firmen aus Israel erschienen, die Wien als Tor zu Osteuropa nützen wollen.
Ein Jahr nach dem erfolgreichen Debüt der ITnT zeichnet sich in der zweiten Ausgabe von Österreichs größter IT-Messe 2006 neben einem bemerkenswerten Zuwachs an Ausstellern auch ein eigenständiges und recht klares Profil ab.
Die Großen sind - mit einigen Ausnahmen wie IBM, HP, Sun - zwar auf der ITnT durchwegs und ahnsehnlich vertreten, das Quadratmeter-Geprotze gehört jedoch endgültig der Vergangenheit an.
Unübersehbare Absenz
Eine ganze Zahl heimischer IT-Dienstleister präsentiert sich 2006 nämlich mit ebenso großen Ständen wie die Branchengrößen, besonders auffällig ist die fast völlige Absenz von Produkten für den Endverbraucher.
So sind zwar alle vier großen Mobilfunk-Netzbetreiber mit eigenen, maßvoll dimensionierten Ständen vertreten, aber nicht, um neue Handys und Tarifpakete vorzustellen. Im Mittelpunkt stehen wie auf der gesamten Messe Dienstleistungen für andere Unternehmen.
Nicht nur in österreichischer Hand
Wie ein Blick auf die Ausstellerliste zeigt, scheint die ITnT so fest in österreichischer Hand, dass es den Veranstaltern auf Dauer eigentlich nicht recht sein kann. 278 österreichische Unternehmen stehen 52 deutsche gegenüber und fünf aus den USA.
Verzerrt ist diese Bilanz allerdings insofern, als Firmen mit Niederlassungen in Deutschland oder Österreich diesen beiden Ländern zugerechnet werden. Bricht man die Liste andersrum herab, stellt sich zum Beispiel heraus, dass ein halbes Dutzend der vertretenen Firmen - darunter international bekannte Namen aus dem Security-Bereich wie Checkpoint, Aladdin, Radware - aus Israel stammt.
IT aus Israel
Das geht auf eine Initiative des österreichischen Wirtschaftsattaches in Israel zurück, die darauf abzielt, High-Tech-Unternehmen aus beiden Ländern zusammenzubringen.
Aber warum wurde ausgerechnet ein kleiner Markt wie Österreich gewählt? Zum einen seien große Deals auf kleinen Märkten lukrativer als auf großen Märkten mit starker Konkurrenz, sagt Schai Jusfan, der für die österreichische Wirtschaftsmission in Tel Aviv tätig ist.
Einmal von der räumlichen und sprachlichen Nähe zum riesigen deutschen Markt abgesehen, sei Österreich als Standort ideal, um die neuen Wachstumsmärkte im Osten zu erschließen, so Jusfan weiter.
Schweizer blicken ostwärts
Das kann Robert Grischany von Reichle und DeMassari nur bestätigen. Der Schweizer Hersteller von Spezialverkabelungen [550 Mitarbeiter] hat deshalb sein Logistikzentrum nach Wien verlegt. "Die ITnT hat für uns die CeBIT als wichtigste Messe abgelöst", sagt Grischany, "ganz Südosteuropa machen wir über Wien."
Als Unternehmen mit Sitz in Österreich habe man es einfach leichter als deklarierte Schweizer oder Deutsche, seine Produkte etwa auf dem Balkan zu verkaufen.
Wie stark Osteuropa trotz weniger Aussteller auf der ITnT vertreten ist, offenbart sich erst auf den zweiten Blick. Nicht nur Reichle und Demassari haben nämlich interessierte IT-Unternehmer aus vielen Ländern Osteuropas an ihrem Stand zu Gast.
Dass diese Besucher nicht als bloße Käufer kommen, sondern österreichischen IT-Unternehmen Dienstleistungen und Kooperationen im Osteuropa-Vertrieb anbieten, ist auf einigen Messeständen zu hören.
Israel als Tor in die USA
So ähnlich ist auch das Konzept zur Kooperation zwischen österreichischen IT-Firmen und solchen aus Israel. Auch kleinere Firmen aus beiden Ländern könnten sich damit den Eintritt auf einen für sie neuen Markt leisten, da Austausch von Know-how teure Beraterfirmen großteils ersetzen könne, sagt Jusfan.
Und so wie Wien für israelische Unternehmen als Tor zu einem Markt fungiere, auf dem man nur unzureichend vertreten sei, biete Israel für die Österreicher Vorteile durch die starke Präsenz israelischer IT-Unternehmen auf den US-Märkten. Nach US-Fimen und Kanadiern seien Hi-Tech-Unternehmen aus Israel die Nummer drei unter den an der Tech-Börse NASDAQ notierten Firmen, so Jusfan abschließend.
(futurezone | Erich Moechel)