Tele.ring-Kauf könnte scheitern
Die Übernahme des viertgrößten Handybetreibers tele.ring durch den Marktzweiten T-Mobile Austria könnte am Einspruch der EU-Kommission scheitern. Diese befürchtet höhere Handytarife durch weniger Wettbewerb.
Die EU-Kommission ist gegen die 1,3 Mrd. Euro schwere Übernahme des Mobilfunkers tele.ring durch T-Mobile.
Durch die Fusion der beiden Unternehmen würde ein preisaggressiver Mitbewerber in Österreich ausfallen, was möglicherweise zu höheren Handytarifen führen würde, heißt es in einem Zwischenbericht.
Der Deal würde den Wettbewerb am österreichischen Mobilfunkmarkt "erheblich behindern" und sei "nach derzeitigem Kenntnisstand [...] unvereinbar" mit den Marktregeln der EU.
Mobilfunker bleiben optimistisch
Bei tele.ring und T-Mobile bleibt man dennoch optimistisch. Die beiden Unternehmen gehen weiterhin davon aus, dass der Kauf unter Auflagen zu Stande kommt.
T-Mobile hat bereits im Dezember der Abgabe von redundanter Netzinfrastruktur und UMTS-Frequenzen an die Konkurrenten Hutchison und One zugestimmt.
Diesen Zusagen kann die Kommission aber wenig abgewinnen. Es sei trotz der Zusagen "unwahrscheinlich, dass Hutchison und One die gleiche Geschäftsstrategie und Preissetzungspolitik wie tele.ring betreiben werden".
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Brüsseler Behörden die Prüfung des Deals erneut verlängern und mit einem Ergebnis erst Ende April zu rechnen ist.
Schwere Bedenken
Tele.ring ist der preisaggressivste Mobilfunkanbieter in Österreich.
Bei einem Kauf hielten T-Mobile und Marktführer A1 gemeinsam rund 80 Prozent des Marktes. Das würde zu weniger Wettbewerb und zu höheren Preisen für die Kunden führen, so die Einwände der EU-Kommission.
T-Mobile käme durch den Kauf von tele.ring auf einen Marktanteil von 37 Prozent.
Die EU-Kommission hatte bereits Mitte November 2005 schwere Bedenken gegen die geplante Übernahme geäußert und in der Folge eine vertiefte Wettbewerbsprüfung eingeleitet.
Vorkehrungen für den Ernstfall
Wie nun aus Unternehmenskreisen bekannt wurde, hat der Verkäufer von tele.ring, der US-Konzern Western Wireless/Alltel, unterdessen für den Fall, dass die EU-Kommission den Deal mit T-Mobile tatsächlich untersagen sollte, bereits Vorkehrungen getroffen.
Eine Vereinbarung mit der Belegschaftsvertretung, wonach jeder tele.ring-Mitarbeiter bei Abschluss des Verkaufs an T-Mobile eine Einmalzahlung von rund sechs Monatsgehältern erhalten würde, wurde erweitert. Die Mitarbeiter sollen jetzt einen Zusatzbonus erhalten, wenn tele.ring nicht an T-Mobile, sondern an einen anderen Interessenten verkauft wird.
Als wahrscheinlich gilt, dass Alltel im Falle einer Untersagung des Zusammenschlusses von tele.ring mit T-Mobile das Unternehmen an Finanzinvestoren verkaufen würde. "Das wäre die schnellste Lösung, weil es dann für die Wettbewerbsbehörden nichts zu untersuchen gebe", hieß es aus den Unternehmenskreisen.
Reaktion bis 3. März
T-Mobile und Alltel haben noch bis 3. März Zeit, auf den Zwischenbericht der EU-Kommission zu reagieren. Am 9. März wird voraussichtlich ein Treffen mit EU-Wettberbskommissarin Neelie Kroes stattfinden. Nach bisherigen Angaben will die Brüsseler Wettbewerbsbehörde bis 28. März endgültig über die Übernahme entscheiden. Durch neuerliche Zugeständnisse von T-Mobile verschiebt sich die Frist allerdings bis Ende April.
(futurezone | APA)