MySpace macht Jagd auf Internet-Riesen
Die Social-Networking-Site MySpace.com hat sich innerhalb von zwei Jahren zu dem Treffpunkt im Netz entwickelt. Nun soll sich das von News Corp. übernommene Portal mit neuen Services zur ernst zu nehmenden Konkurrenz für Google, Microsoft und Yahoo mausern. In letzter Zeit häuft sich aber die Kritik an der Plattform.
Während das Internet seine Nutzer lange Zeit hauptsächlich zum Konsumieren einlud, hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen: Die neuen Schlagworte heißen Web 2.0, usergenerierter Content und Social Networking.
Der Nutzer wird dabei zum Mitgestalter. Er lässt sein Wissen in die Online-Enzyklopädie Wikipedia einfließen, teilt seine Lieblings-Bookmarks auf Portalen wie del.icio.us mit der restlichen Netzwelt, präsentiert seine Fotos auf Flickr.com und hält den Kontakt zu seinen Freunden über einen MySpace-Account.
Das Social-Networking-Portal steht in der Tradition von ähnlichen Websites wie Friendster und Orkut. MySpace hat sich die besten Features aus bestehenden Services zusammengepickt und es damit innerhalb von zwei Jahren an die Spitze geschafft. Heute zählt die Site über 61 Millionen registrierte Nutzer und verbucht den zweieinhalbfachen Traffic von Google.
Sprungbrett für Musiker
Das Prinzip ist einfach: Man registriert sich, legt ein Profil an und schon kann man sich auf die Suche nach neuen Kontakten begeben. Die Personalisierungsmöglichkeiten auf dem zur Verfügung gestellten Webspace sind quasi unendlich. Neben einer Fotogalerie kann man auf MySpace auch ein Weblog betreiben und mit seinen Freunden chatten.
Als die "Erfinder" Tom Anderson und Chris DeWolfe bemerkten, dass die Musikszene großen Gefallen an dem Angebot findet, reagierten sie schnell darauf. Mittlerweile gibt es die Sparte MySpace Music samt einem eigenen Musiklabel.
Auf MySpace findet man dabei nicht nur Nachwuchsbands, sondern durch die Bank auch etablierte Namen, die ihre Songs per Stream zum Anhören bereitstellen, Konzerttermine ankündigen und so ihre Fangemeinde auf dem Laufenden halten. Ein Feature, das schon zu mancher Erfolgsstory beigetragen hat.
Rupert Murdoch auf Shopping-Tour
MySpace hat mit seinem Angebot bisher aber nicht nur zahlreiche Nutzer angelockt, sondern auch die Investoren. Das Gratis-Portal, das über Werbung finanziert wird, wurde im vergangenen Frühjahr von Rupert Murdochs News Corp. gekauft. Das Medienkonglomerat hat die Betreiberfirma Intermix Media für rund 580 Millionen Dollar übernommen.
Nutzerbedenken, dass MySpace dadurch "evil", also "böse" werden könnte, versuchten die beiden Gründer mit einer Rundmail aus dem Weg zu räumen, in der sie versprachen, dass sich am Grundprinzip nichts ändern werde.
Murdoch, der seine Internet-Sparte in Zukunft weiter ausbauen will, hatte kürzlich ehrgeizige Ausbaupläne für die Social-Networking-Site bekannt gegeben: Bei einer Investorenkonferenz kündigte der Medienmogul an, das Portal um kostenlose Video-Downloads, eine Messaging-Software und eventuell auch Internet-Telefonie erweitern zu wollen und damit in direkte Konkurrenz zu Unternehmen wie Microsoft und Yahoo zu treten.
Auch MySpace-Chef DeWolfe ist überzeugt, dass MySpace den Vergleich mit den "großen" Portalen nicht zu scheuen braucht: "Junge Leute wissen genau, welche Orte sie im Internet ansteuern wollen, und sie gehen direkt dorthin." Dafür brauchten sie keinen Umweg über Yahoo oder MSN.
Mehr Schutz für Kinder
Damit MySpace zum ständigen Begleiter wird, gibt es nun auch Pläne für eine handytaugliche Version. Der US-Mobilfunker Helios will künftig seine 3G-Dienste mit zwei speziellen Handymodellen der MySpace-Userschaft schmackhaft machen. Der Nutzer kann dabei Fotos vom Handy direkt in sein Profil laden, Weblog-Einträge verfassen und mit anderen Nutzern chatten.
MySpace ist jüngst in den USA aber auch in die Kritik geraten, weil es Fälle von Belästigung Minderjähriger gegeben haben soll, bei denen Männer ihre Opfer über das Portal aussuchten und kontaktierten. MySpace rät, keine persönliche Kontakdaten auf der Site zu posten, und überlegt nun, einen Sicherheitstrupp einzusetzen, um seinen vor allem bei den Eltern angeschlagenen Ruf zu verbessern.
Accounts gehackt?
Laut jüngsten Medienberichten sollen Tausende Passwörter von MySpace-Accounts im Netz aufgetaucht sein. Nutzern wird deshalb geraten, ihr Passwort zu ändern. Wie es zu dem Datenleck gekommen ist, ist derzeit nicht bekannt.
Eine Art MySpace für Geschäftsleute ist die Plattform Open Business Club [OpenBC]. Das Netzwerk besteht mittlerweile aus einer Million Mitglieder. Diese nutzten OpenBC zum einen, um bestehende Kontakte zu managen, andererseits auch, um neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen.