Windows XP und das Microsoft-Monopol
Auf die Feier zum Marktstart von Windows XP folgt wieder das harte juristische Brot.
Nur bis Freitag hat der Softwareriese Microsoft noch Zeit, mit der US-Regierung eine gütliche Einigung im jahrelangen Streit um sein Monopol bei den Betriebssystemen zu finden.
Die außergerichtlichen Verhandlungen hatten Mitte Oktober begonnen - ohne dass es offenbar bisher wesentliche Fortschritte gab. Ob beide Seiten eine Zauberformel zur Lösung ihres zähen Streits finden, ist fraglich.
Windows XP ist bereits auf dem Markt
Microsoft scheint nicht allzu viel Kompromissbereitschaft zu
zeigen und stattdessen auf die normative Kraft des Faktischen zu
setzen: So wie frühere Windows-Versionen durch die juristischen
Konflikte nicht gestoppt werden konnten, ist auch das neue Windows
XP seit vergangener Woche auf dem Markt und damit nicht mehr zu
verhindern.
Zeitgewinn bei nicht erfolgtem Urteil
Unternehmensgründer Bill Gates spielt offenbar auf Zeit. Denn bleibt die gütliche Einigung aus, kommt das Verfahren neu ins Rollen, und bis zu einem rechtskräftigen Urteil würden viele Monate verstreichen - Zeit, in der Microsoft daran arbeiten könnte, mit Windows XP seine Dominanz auf den PCs weiter auszubauen und wichtiges Terrain auch im Internet zu erobern.
Selbst wenn die Sanktionen am Ende für Microsoft hart ausfallen würden, wäre dieser Geländegewinn wohl nur noch teilweise rückgängig zu machen.
Abhängigkeit von XP-Verkaufszahlen
Vorausgesetzt ist bei diesem Szenario allerdings, dass Windows XP tatsächlich ein Erfolg wird. Bleiben die Verkaufzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurück, könnten auch die Strafen den Konzern relativ hart treffen und in seinen Eroberungsfeldzügen bremsen.
Aufspaltung ist vom Tisch
Die Aufspaltung des Unternehmens ist zwar inzwischen vom Tisch. Doch das Justizministerium in Washington erwägt eine Palette neuer Maßnahmen, die Microsoft bändigen sollen.
Der Streit um Microsoft hatte vor vier Jahren begonnen, als der Konzern seinen Internet-Browser in Windows 95 integrierte - was nach Meinung von US-Justizministerium und 20 US-Bundesstaaten einen eklatanten Monopolmissbrauch zum Schaden des Konkurrenten Netscape darstellte.
Wird der Rechtsstreit nicht bis Freitag beendet, würde ein rechtskräftiges Urteil erst dann vorliegen, wenn das neue Windows-Betriebssystem wohl schon auf Millionen von Computern rund um den Globus installiert ist. Der Zeitplan von Richterin Kollar Kotelly sieht vor, dass die klagenden Kartellbehörden am 7. Dezember ihren Vorschlag für Sanktionen vorlegen würden.
Erst im März würden dann die Anhörungen stattfinden, bevor die Richterin ihr Urteil fällen würde. Auch gegen dieses könnte Microsoft wieder in Berufung gehen.