US-Regierung einigt sich mit Microsoft
Das US-Justizministerium hat bestätigt, im Kartellrechtsstreit mit dem Softwareriesen Microsoft eine gütliche Einigung erzielt zu haben.
Die Einigung erlege dem Konzern "eine breite Palette von Restriktionen" auf, teilte das Ministerium am Freitag in Washington mit.
Dennoch ist der jahrelange Rechtsstreit noch nicht beendet.
Wie das "Wall Street Journal" berichtete, verweigerten die ebenfalls gegen Microsoft klagenden 18 Bundesstaaten der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und dem Konzern ihre Zustimmung, weil sie zu Microsoft-freundlich sei.
Einblick in den Windows-Quellcode
Anwälte des Justizministeriums und von Microsoft sagten gestern
dem "Wall Street Journal", die Bundesbehörden hätten mehrere
Bedingungen fallengelassen. Das Justizministerium sei zufrieden mit
einem Vorschlag, nach dem Computerhersteller künftig leichter
Software von Microsoft-Konkurrenten in ihre Geräte integrieren und
andere Software-Firmen mehr Einblick in den Windows-Quellcode
bekommen können, hieß es aus Kreisen, die an den Verhandlungen
beteiligt sind.
Fünf Staaten gegen Microsoft
Wie erwartet stellten Microsoft und das US-Justizministerium ihren Kompromiss der zuständigen Richterin Colleen Kollar-Kotelly heute um 9.00 Uhr Ortszeit [15.00 Uhr MEZ] vor.
Die US-Bundesstaaten sollen sich gestern Nachmittag telefonisch darauf verständigt haben, den Vergleich nicht sofort zu unterzeichnen.
Nach den Angaben kam der stärkste Druck für eine Verschiebung der Entscheidung von den US-Bundesstaaten Kalifornien, Connecticut, Ohio, Wisconsin und Massachusetts.
Verzicht auf Zerschlagung Microsofts
Schon Anfang September verzichteten die US-Kartellbehörden und
die ebenfalls klagenden Bundesstaaten endgültig auf die Zerschlagung
Microsofts. Das Justizministerium in Washington begründete die
Entscheidung mit den Interessen der Verbraucher. Auch der Vorwurf,
Microsoft habe unfairerweise seinen Internet-Browser direkt in das
marktbeherschende PC-Betriebssystem Windows eingebaut, wurde fallen
gelassen.
Windows XP und die Bündelung
Die fünf Bundesstaaten, die der Einigung [noch] nicht zustimmen wollen, setzen sich für drastischere Strafmaßnahmen ein und wollen vor allem verhindern, dass Microsoft in Zukunft weiter verschiedene Programme miteinander verknüpfen darf.
Einige Staaten äußerten sich auch kritisch zu dem neuen Betriebssystem Windows XP, mit dem mehr Anwendungen als jemals zuvor gebündelt werden. Nach den MS-Kritikern hat der Konzern damit schlicht vollendete Tatsachen geschaffen, die seine Macht auf dem PC-Sektor noch weiter ausbaut.
Die Frist für eine gütliche Einigung im Kartellrechtsstreit um den Software-Riesen Microsoft ist nun um vier Tage bis kommenden Dienstag verlängert worden. Diese Entscheidung traf Richterin Colleen Kollar-Kotelly am Freitag in Washington.
Marktstart von Windows XP erfolgt
Microsoft hatte ungeachtet des laufenden Kartellstreits am 25.
Oktober sein neues Betriebssystem Windows XP auf den Markt gebracht.
Neues Windows mit neuen Klagen
Aktie schon jetzt Gewinner
Die Nachrichten über ein mögliches Ende des sich mittlerweile über drei Jahre hinziehenden Verfahrens sorgten unterdessen für kräftige Kursgewinne der Microsoft-Aktie.
Die Papiere legten am Donnerstag in einem sehr festen Marktumfeld um 6,35 Prozent auf 61,84 USD zu.