Weblogs kämpfen um Aufmerksamkeit
Über den Einfluss von Weblogs wird seit ihrer Entstehung diskutiert. Eine neue Gallup-Umfrage zeigt, dass in den USA die Leserzahl stagniert und Weblogs eine sehr untergeordnete Rolle spielen. In der Blogosphäre selbst wird der Leser jedoch hart umkämpft.
Laut einer jüngst veröffentlichten Gallup-Umfrage lesen neun Prozent der Internet-Nutzer in den USA regelmäßig Weblogs, kurz Blogs genannt. Elf Prozent lesen sie gelegentlich, 13 Prozent demnach selten.
66 Prozent der Befragten gaben jedoch an, gar keine Blogs zu lesen – gegenüber dem Vorjahr gab es damit keine essenzielle Veränderungen, so die Ergebnisse der Umfrage "Blog Readership Bogged Down" von Gallup. Die US-Blog-Leserzahl liege zwischen "null und negativ", so Gallups Resümee.
An letzter Stelle der Netzaktivitäten
Im Ranking der am häufigsten im Netz genutzten Aktivitäten rangieren Blogs bei den Befragten zudem auf dem dreizehnten und damit letzten Platz. Auf Platz eins liegen E-Mails mit 87 Prozent, gefolgt von Nachrichten und Wetter, Einkaufen und dem Schmieden von Reisenplänen.
Gallup schließt daraus, dass die Zeit, die die Nutzer zunehmend im Netz verbringen, für die ewig gleichen Dinge verwendet wird, anstatt Neues auszuprobieren.
Knapp 29 Millionen Weblogs zählt die Blog-Suchmaschine Technorati derzeit weltweit. Viele davon beschäftigen sich vor allem mit dem persönlichen Leben und Erleben des jeweiligen Betreibers, einige aber auch mit für breitere Massen interessanten Themen.
Einflussreiche Blogger
Nur wenige Blogger üben mit ihren Internet-Aufzeichnungen echten Einfluss auf das reale Leben aus oder brachten damit einen virtuellen oder realen Stein ins Rollen – wie etwa der Fall des deutschen Werbebloggers, der sich gegen Heidi Klums Vater wehren musste.
International gesehen erhalten aber Weblogs wie etwa BoingBoing, Gawker und engadget deutlich mehr Aufmerksamkeit und damit Zulauf [oder umgekehrt] – nicht zuletzt wohl auch dadurch, dass sie auf englisch geschrieben werden.
Die A-Liga der Blogger
Erfolgreiche aber auch erfolglose Versuche, Blogs zu bestimmten Themen zu forcieren beschreibt Clive Thompson im "New York Magazine". Viele kämen über den Status der B-Liste allerdings nicht hinaus, so Thompson. Damit erhielten nur wenige Blog-Betreiber die Möglichkeit, mit Blogs Geld zu verdienen.
Während die A-Liste [darunter BoingBoing, Gawker und engadget] nur von einigen Blogs mit vielen Lesern angeführt werde, enthalte etwa die C-Liste die vielen Blogs, die ihre Leserzahl nicht bedeutsam steigern kann - trotz aller Freiheiten und Möglichkeiten, die das Netz vom Konzept her bietet.
Weblogs brauchen Werbung
Mittlerweile sei der Erfolg von Blogs nicht zuletzt auch der Erfolg des besten Marketings und vor allem viel Arbeit, so Thompson. Für Elizabeth Spiers, Mitbegründerin von Gawker, ist Bloggen, auf die Grundessenz reduziert, das Überleben des Tüchtigen: wer den besten Content hat.
"Abenddämmerung" bei Weblogs?
Slate-Kolumnist Daniel Gross fragt weiter, ob bei den Blogs bereits die "Abenddämmerung" angebrochen ist. Als Kulturphänomen seien Blogs in ihrer Pubertät, als Wirtschaftsfaktor könnten sie allerdings schon ihren Höchststand erreicht haben, so Gross.
Es gebe dafür ähnliche Zeichen wie 1999 vor dem Platzen der großen Internet-Blase, argumentiert Gross, wie etwa der Einkauf großer Medienhäuser wie Time Warner oder News Corp in die Blogosphäre.
Auch wenn Blogs nicht das große Geld bringen und vielleicht nicht mehr Leser anziehen, so hätten viele Blogger doch eine loyale Gefolgschaft, resümiert Gallup weiter.
Viele Blogger würden argumentieren, dass der Einfluss der Blogs unmessbar größer ist als die statistische Anzahl der Leser vermuten lasse, da Blogs einen überproportionalen Einfluss auf Meinungsbildner, politische Insider und moderne Nachrichtenmedien hätten.
Allerdings müssen die Weblogs auch entsprechende Inhalte bieten, damit die Nutzer bei der Stange gehalten werden können.