Web 2.0 - die nächste Generation im Netz

sozial
27.02.2006

Bei der Internet-Nutzung hat sich ein Wandel vollzogen: Statt reinen Konsumierens geht der Trend hin zur aktiven Mitgestaltung. Die neue Generation von Websites und Anwendungen, bei denen die Nutzer Inhalte bereitstellen, verändern und tauschen, wird unter dem Titel "Web 2.0" zusammengefasst.

Wenn sich im letzten Jahr ein Trendwort im World Wide Web etabliert hat, dann ist es "Web 2.0". Der Begriff wurde eigentlich bereits im Oktober 2004 im Rahmen einer Konferenz des Computerverlags O'Reilly Media und MediaLive geboren und beschreibt eine neue Internet-Generation:

Der Trend zu User-generierten Inhalten, der sich mit dem Boom von Weblogs und Podcasting angekündigt hat, setzt sich nun in Websites und webbasierten Programmen mit sozialem Charakter fort.

"Web 2.0" besteht nicht mehr aus statischen Websites mit mehr oder weniger regelmäßigen Updates. Vielmehr geht es darum, Gedanken, Wissen, Fotos, Links, Musik, Kontakte, Kalender und vieles mehr mit anderen Nutzern zu teilen und vom reinen Konsumenten zum Gestalter zu werden.

Generell steht der Begriff für Websites und Anwendungen, die sich durch Interaktivität, Vernetzung und Personalisierungsmöglichkeiten auszeichnen.

Der Browser im Mittelpunkt

Auf technischer Ebene hat diese Entwicklung zur Folge, dass sich die Computernutzung fast vollständig auf den Browser verlagert. Ob Textverarbeitung, Fotosammlung oder Bookmarks - immer mehr Informationen werden online verwaltet und von anderen Nutzern mitgestaltet.

Die Säulen von Web 2.0

Ein wichtiger Baustein in typischen Web-2.0-Anwendungen wie der Fotosammlung Flickr sind Tags, also Schlagworte, mit denen die vom Nutzer verfügbar gemachten Inhalte beschrieben und damit für andere Nutzer leichter auffindbar gemacht werden. Die populärsten Schlagworte werden dabei in Tag-Wolken bildlich dargestellt, in denen die meistverwendeten Begriffe etwa fett gedruckt oder größer geschrieben werden.

Zu den wichtigsten Anwendungen von Web 2.0 zählen etwa die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die Foto-Sharing-Site Flickr.com, das Bookmark-Portal del.icio.us, das kollaborative Textverarbeitungs-Tool Writely.com, Online-to-do-Listen auf voo2do.com, die Social-Networking-Site MySpace.com sowie das News-Link-Portal digg.com, bei dem die Nutzer News-Storys zur Veröffentlichung vorschlagen können.

Die technische Infrastruktur basiert bei diesen Tools oftmals auf AJAX [Asynchronous Javascript and XML], einer Zusammenfassung von Technologien, die das Programmieren von Desktop-ähnlichen Web-Oberflächen vereinfachen sollen.

MySpace.com hat sich in seinem zweijährigen Bestehen zu dem Treffpunkt im Netz entwickelt und verfügt mittlerweile über 54 Millionen registrierte Nutzer.

Soziales Netzwerk vs. Privatsphäre

Dass Web 2.0 nicht nur die Nutzer begeistert, sondern auch für die großen Internet-Konzerne durchaus von wirtschaftlichem Interesse ist, zeigen die jüngsten Übernahmen: MySpace wurde etwa im Frühjahr 2005 von Rupert Murdochs News Corp. gekauft, während sich Yahoo Flickr und del.icio.us geschnappt hat.

Das Phänomen des Internets als soziale Plattform weckt aber auch immer öfter kritische Stimmen. Die Preisgabe persönlicher Informationen vom Urlaubsfoto bis zur Lieblings-Website bringt schließlich auch die Entwicklung zum gläsernen Nutzer mit sich. Und diese bleibt bei vielen Usern unbemerkt, weil die heimelige Welt der sozialen Software eine scheinbare Privatsphäre vorgaukelt.