Online-Debakel für Microsoft
Ausgerechnet zwei Eckpfeiler von Microsofts Online-Strategie, die mit Windows XP eingeführt bzw. ausgebaut werden sollten, haben in den letzten Tagen für negative Schlagzeilen gesorgt:
Microsoft hat eingestandenermaßen Probleme mit der Zwangsaktivierung von Windows XP, mit der der Softwarepiraterie ein Riegel vorgeschoben werden soll, und dem Identifizierungsservice Passport.
Die Probleme sind besonders bemerkenswert, weil Passport und die Aktivierung auch die meisten Kritiken rund um den Start von Windows XP auf sich gezogen haben.
Mein schönstes Erlebnis mit Windows XPBrieftasche offline
Die Passport-Funktion "Wallet", mit der online Finanztransaktionen abgewickelt werden können, ist seit Donnerstag für Passport-Nutzer nicht zu erreichen.
Microsoft hat die "elektronische Brieftasche" deaktiviert, nachdem der Konzern gravierende Sicherheitslücken eingestehen musste.
Der Programmierer Marc Slemko hat diese entdeckt. Ihm gelang es mit einer speziell manipulierten E-Mail an Hotmail-Nutzer, Zugang zu deren Wallet-Details zu erhalten.
Die Panne ist insofern besonders peinlich, da sämtliche Passport-Dienste vor allem auf einem Faktor aufbauen: Vertrauen in Microsoft und dessen Umgang mit den persönlichen Daten.
Bei Passport handelt es sich um einen Authentifizierungs-Service, über den nach einmaliger Anmeldung ein sicherer und bequemer Zugriff auf Microsoft -eigene Angebote und Dienste wie MSN Network und .Net möglich sein soll. Dazu speichert der Redmonder Softwarekonzern sensible Benutzerdaten wie Kredikartennummern und Passwörter auf einem zentralen Server. Auf seiner Site beschreibt Marc Slemko seine Vorgehensweise sowie die von ihm offengelegten Sicherheitslücken im Detail.
Marc SlemkoAktivierung absurd
Ebenfalls in Erklärungsnöten steckt Microsoft bezüglich der Registrierung von Windows XP:
Erste Berichte über fehlgeschlagene Aktivierungsversuche gab es schon Anfang vergangener Woche von Nutzern, die das Betriebssystem über Amazon bezogen hatten.
Inzwischen scheint aber klar zu sein, dass nicht eine bestimmte Quelle oder Charge die Probleme auslöst, bei denen ahnungslosen Kunden schlicht mitgeteilt wird, dass ihre Lizenz schon mehrfach benutzt wurde und deshalb bereits "verbraucht" sei.
Microsoft reagierte unterdessen pragmatisch auf die Beschwerden und lizenziert die Windows-XP-Exemplare von Kunden, die sich beschweren, auf Kulanzbasis.
Kritiker
US-Aktivisten von 13 Bürgerrechtsgruppen haben ihre Beschwerde
bei der Federal Trade Comission gegen Passport und Windows XP
bereits im September ausgeweitet. Die Beschwerde wurde vom
Electronic Privacy Information Center [EPIC] eingebracht und wirft
dem Softwaregigant vor allem eine unfaire Wettbewerbspraxis und eine
Verletzung der Privatsphäre der Benutzer vor. Und vor zwei Wochen
stellten mehrere US-Bundesstaaten im gleichen Zusammenhang neue
Klagen gegen Microsoft in Aussicht.
Aktivierungs-Legenden
Meldungen über einen "4Kb-Patch" für Windows XP [Finale Version], das die Produktaktivierung außer Kraft setzt, können unterdessen nicht bestätigt werden.
Auf einschlägigen Warez-Sites werden diese Meldungen schlicht als "Unsinn" oder "Tinnef" bezeichnet.