Online-Musik im Visier der US-Justiz

Preispolitik
03.03.2006

Wegen möglicher Preisabsprachen bei Online-Musik untersucht das US-Justizministerium laut "Wall Street Journal" die vier größten Musikfirmen. Apple-Chef Steve Jobs bezeichnete die Labels jüngst als "gierig".

Das "Wall Street Journal" ["WSJ"] zitierte in seiner Online-Ausgabe eine Sprecherin des US-Justizministeriums, nach deren Aussage die Wettbewerbshüter die Möglichkeit wettbewerbswidriger Praktiken in der Musik-Download-Branche untersuchen.

Die Labels sollen Absprachen über den Verkaufspreis von Musik übers Internet getroffen haben bzw. treffen, so Insider.

Sony BMG, EMI, Warner und Universal

Die Musikfirmen hätten zivilrechtliche Anfragen erhalten oder würden sie bald bekommen, schrieb die Zeitung. Laut Insidern soll Sony BMG bereits entsprechende Post vom Justizministerium erhalten haben. Eine entsprechende Bestätigung ist aber derzeit noch ausständig.

Bei den vier Musikunternehmen soll es sich um die Universal Music Group von Vivendi Universal, Sony BMG, ein Joint-Venture der Sony Corp. und der Bertelsmann AG, EMI und die Warner Music Group Corp. handeln.

Die Untersuchung sei ähnlich wie eine laufende Untersuchung des New Yorker Generalstaatsanwaltes Eliot Spitzer.

ITunes dominiert den Markt

Derzeit dominiert Apple mit seinem Online-Store iTunes den Online-Musikmarkt. Mit seiner Preispolitik von 99 US-Cent für die meisten Songs ist der Shop den Musiklabels schon länger ein Dorn im Auge.

So brachten die US-Labels bereits letztes Jahr an, dass sie lieber eine variable Preispolitik haben würden, bei der sie für bestimmte Songs mehr verlangen können - was Apple-Chef Steve Jobs aber kategorisch ablehnt.

"Gierige Musikindustrie"

Für ihn sind die 99 US-Cent genau jener Preis, bei dem sich die Kunden eher für legale Musik entscheiden, bevor sie im Internet unrechtmäßige Angebote herunterladen. Er nannte die Musikindustrie "gierig".

Die Musikkonzerne würden mit dem Verkauf von Songs über Apples Musik-Shop iTunes immer noch mehr Profit machen als mit einer CD, wo auch noch die Produktions- und Marketingkosten dazukämen und es Rückläufer nicht verkaufter CDs gebe, so Jobs.

Für Apple ist der Durchschnittspreis von 99 US-Cent auch der Schlüssel des Erfolgs von iTunes. Allerdings ist auch der hauseigene Player iPod mit ein Grund für den Erfolg.

Durchschnittspreis liegt bei 99 Cent

Die aktuellen Untersuchungen werden dementsprechend nun auch mit den Neuverhandlungen zwischen Apple und den Plattenlabels in Verbindung gebracht, wo es um die kommende Preispolitik bei iTunes geht.

Weitere Anbieter in den USA sind unter anderem RealNetworks, Napster, Microsofts Musicstore und Yahoo. Auch hier liegt bei den meisten der Preis um die 99 US-Cent, schon um gegen iTunes nicht ins Hintertreffen zu geraten. Yahoo und Napster setzen aber auch auf ein Abo-Modell, wo der Nutzer gegen eine fixe Gebühr unlimitiert Songs auf seine Musikplayer laden kann.

In Europa hat sich durchschnittlich ein Preis von 99 Euro-Cent etabliert, wobei einige Songs durchaus auch mehr kosten können.

Laut Branchenkennern rangieren die Großhandelspreise für digitale Musikstücke zwischen 60 und 90 US-Cent pro Song.

(futurezone | Reuters | dpa)