Die geheime Imagepflege der Firmen
Company-Blogs, von Firmen bzw. in deren Auftrag geführte Weblogs, kommen als Marketingtool zunehmend in Mode. Einige Blogger lassen sich für ihre Dienste auch direkt anwerben oder bezahlen - ein Risiko für Firmen und Blogger.
Die Zugkraft von Weblogs und eifrigen Bloggern nutzen auch immer mehr Firmen für ihre Zwecke.
Der deutsche Sportartikelhersteller Puma sucht unter dem Titel "Adopt a German" derzeit zwölf Blogger, die im Rahmen der Fußball-WM diesen Sommer als "inoffizielle Botschafter" die jeweiligen Austragungsorte in Deutschland vorstellen sollen.
Gegen Vorurteile
Gesucht werden laut Puma "Originale", die gegen ein Taschengeld und Kostenersatz die Städte auf ihre persönliche Art und Weise, auch mit ihrem Gesicht in den Medien, vorstellen sollen, mit Tipps zu Partys, Lokalen und Sehenswürdigenkeiten.
Offiziell kämpft Puma damit für den Abbau von Vorurteilen und ein Deutschland-Bild "abseits von Sauerkraut und Lederhosen". Inoffiziell hofft der Hersteller aber sicher auch auf einen Imageschub für sich selbst.
Bewerben kann sich jeder, der genügend Infos über zumindest einen der zwölf Austragungsorte unter Beweis stellen und ein Blog auch in englischer Sprache führen kann.
Reinfall für Wal-Mart
Mit Hilfe von Bloggern wollte auch die US-Kette Wal-Mart etwas für das eigene Image tun. Als Arbeitergeber zunehmend in Verruf, versucht Wal-Mart offenbar mit Hilfe von Blogs sein Bild in der Öffentlichkeit wieder ins rechte Licht zu rücken.
So tauchten in mehreren Weblogs Postings auf, die sich gegen ein geplantes Gesetz wandten, das Wal-Mart dazu verpflichten würde, mehr für die Krankenversicherung seiner Mitarbeiter zu zahlen, berichtete die "New York Times".
Im "Auftrag" von Wal-Mart
Pech für Wal-Mart: Der Wortlaut der Postings war einer E-Mail, die von einem Angestellten einer PR-Firma im Dienste Wal-Marts an einige Blogger verschickt worden war, frappierend ähnlich. Die Blogger hatten allerdings keine Angaben dazu gemacht, woher sie die Infos haben - ein in der Blogwelt ungeschriebenes, aber weitgehend befolgtes Gesetz.
Dabei war sich Wal-Mart der Gefahr offenbar bewusst, schließlich wurden die Blogger laut "NYT" gewarnt, Text aus den E-Mails direkt zu übernehmen, die dann zu recht identischen Postings führen und damit über kurz oder lang auffliegen würden.
Wal-Mart arbeite schon seit Ende 2005 mit Bloggern, so eine Firmensprecherin, als Teil des Versuches, "unsere Version der Geschichte zu erzählen". So wurden zu einem offiziellen Event im April auch Blogger eingeladen - die Reise müssen sie sich allerdings selber bezahlen.
Druck aus der Netzgemeinde
Der Grund für Wal-Marts Blog-Initiative ist der Druck, der durch Gruppen wie Wal-Mart Watch und Wake Up Wal-Mart im Netz ausgeübt wird.
Weblogs für die Meinungsfreiheit
Zwar hat sich nicht erst mit der Erfindung der Blogs im Internet die Meinungsfreiheit und vor allem die freie Meinungsäußerung durchgesetzt, doch mit meist leicht bedienbarer Software, die kein Wissen über die Technik voraussetzt, hat diese Form der "persönlichen Tagebücher" doch enorm zugelegt [nicht zu vergessen auch die Zahl der Netz-Nutzer].
Zudem sind Weblogs oft in Communitys miteinander verbunden, sodass im Gegensatz zu einer Homepage, die im Grunde auch nichts anderes ist, schneller neue User auf das eigene Weblog gelangen können - und damit zur dort geäußerten Meinung.
So machen interessante Neuigkeiten, gezielt gesetzte Falschmeldungen bzw. deren Aufdeckung oder echte Aufreger schneller die Runde und werden wie ein Lauffeuer auf immer mehr Blogs verlinkt bzw. gebloggt. Die Geschwindigkeit kann kann eben durch viel Einsatz gezielt beeinflusst werden.
Andere Firmen gehen einen ganz anderen Weg und führen selber Corporate-Blogs, etwa der Lebensmittelhersteller Frosta mit seinem Frosta Blog und Cyberport, wo die Mitarbeiter selbst bloggen.
Ist der Ruf erst ruiniert ...
Blogger und Firmen stehen bei alldem aber gemeinsam vor dem selben Problem: der eigenen Glaubwürdigkeit. Ist der Ruf erst einmal dahin, braucht es im Netz wie auch im wirklichen Leben lange, bis man sich wieder als Meinungsbildner oder Person mit eigener Meinung etabliert hat.
Firmen haben es im Gegensatz zu Bloggern allerdings nicht so einfach, diese können sich nämlich jederzeit eine neue Identität und damit einen neuen Ruf aufbauen - und weiterbloggen.