Weiter warten auf volles Internet-TV
Während in den USA und Teilen Europas immer mehr Anbieter auf ein breites Videoangebot und Online-Fernsehen setzen, müssen sich heimische Nutzer noch gedulden. Derzeitige Angebote sind wegen der komplizierten Copyright-Rechtslage stark eingeschränkt.
Video-on-Demand und Fernsehen via Internet [IPTV] wird allerorts eine große Zukunft vorausgesagt – in Österreich braucht diese Zukunft allerdings ein bisschen länger.
Bei der derzeit in Hannover laufenden Computermesse CeBIT gaben der deutsche TV-Sender ProSiebenSat.1 und United Internet nun den Start eines eigenen Angebots für den Download von Filmen und Serien über das Internet bekannt.
Bei maxdome können sich die Kunden Filme und TV-Serien entweder auf den Computer oder über eigene Set-Top-Boxen auch auf den Fernseher holen.
Kein Zugriff aus Österreich
Dabei sollen aber nicht nur Filme angeboten werden, sondern auch Comedy, Erotik und selbst produzierte Serien der Sendergruppe wie "Verliebt in Berlin" und die Telenovela "Lotta in Love" – teilweise sogar bereits vor der Ausstrahlung im Fernsehen.
Österreichische Kunden können maxdome beim geplanten Start im Mai allerdings erst einmal nicht nutzen. Der Zugriff sei nur für deutsche IP-Adressen möglich, so der zuständige Projektleiter Rainer Melchert gegenüber futurezone.ORF.at.
Eigenproduktionen und Filme
Über maxdome sollen nicht nur Eigenproduktionen der Sendergruppe [Pro7, Sat1, Kabel1, N24] gezeigt werden, sondern auch Spielfilme. Dafür sicherte sich das Unternehmen unter anderem Rechte von Paramount Pictures, Constantin und Kinowelt. Mit weiteren Hollywood-Studios werde verhandelt. Darüber hinaus hält der Konzern die Video-on-Demand-Rechte der KirchMedia Library.
Weiters steigt die Fernsehsender-Kette mit den beiden neuen Bezahlsendern Sat.1 Comedy und kabel eins classics auch in den Pay-TV-Markt ein.
Erster Test für Internet-TV
Der Grund: Kooperationspartner United Internet [Web.de, GMX und 1&1] möchte mit dem Angebot zuerst einmal seinen bestehenden Kunden ein Upgrade auf eine schnellere Internet-Anbindung, Voraussetzung für den Empfang von Video-on-Demand, schmackhaft machen, so Melchert.
Zudem wolle ProSiebenSat1 erst testen, wie das Angebot wirklich angenommen wird. Einer Ausdehnung auf den deutschen Sprachraum stehe man zwar durchaus offen gegenüber, konkrete Pläne gibt es aber offenbar nicht, meinte Melchert weiter.
Magere Auswahl in Österreich
In Österreich gibt es zwar bereits Video-Downloads im Netz, doch das Angebot ist eher mager. Viele interessante Funktionen von TV über Internet scheitern zudem an der Rechtefrage.
So verzichtet die Telekom Austria [TA] bei ihrem "AonDigital TV" auf die Time-Shift-Funktion, die ein Unterbrechen und späteres Fortsetzen von Sendungen ermöglicht.
Grund sind die Inhalteanbieter, die naturgemäß jede Möglichkeit, Werbung zu überspringen, scheuen.
Auch eine digitale Videorecorderfunktion sucht man bisher vergeblich. Ein netzseitiger Videorecorder ist laut TA allerdings eine der geplanten Funktionserweiterungen.
Derzeit bietet "AonDigitalTV" neben TV via ADSL eine eher kleine Auswahl an Filmen, Serien gibt es nur für Kinder.
Inode will IPTV mit Mehrwert
Auch der Internet-Provider Inode arbeitet seit längerem an einem eigenen IPTV-Angebot, scheiterte aber bisher genauso wie die TA bei den interessanten Funktionen wie eben Time-Shift.
Mit der gerade vollzogenen Übernahme von Inode durch UPC sei das Projekt IPTV nicht auf Eis gelegt, so UPC-Sprecher Gustav Soucek gegenüber futurezone.ORF.at, doch man wolle bei IPTV einen echten Mehrwert bieten.
Inode hält sich bedeckt
IPTV müsse mehr können als analoges Kabel, so Soucek. Mit UPC Digital TV und dem Filme-Service arrivo biete man bereits vergleichbare Funktionen wie das eben gestartete TA-Angebot.
IPTV bleibe bei UPC bzw. Inode Thema, doch es scheiterte eben an den Rechten, erklärt Soucek. Wann der Anbieter mit einem eigenen Angebot auf den Markt kommen will, wollte bzw. konnte [auf Grund der neuen Eigentümerstruktur] er nicht sagen.
Erfolg für Downloads im Netz
Download-Angebote in den USA mit TV-Serien sind durchaus erfolgreich. So gab Apple zuletzt bekannt, dass bei iTunes seit dem Start Mitte Oktober 2005 über 15 Millionen Videos heruntergeladen wurden.
Rechte je nach Land verschieden
Apple Österreich, dessen iTunes-Store zumindest in den USA mit über 15 Mio. Video-Downloads seit Mitte Oktober 2005 ein Erfolg zu sein scheint, wollte sich ebenfalls nicht auf ein Startdatum für Video-Downloads auf dem heimischen Markt festlegen.
Videos, abgesehen von den Videopodcasts, sucht man im österreichischen iTunes-Store nämlich bisher vergeblich.
Für Europa müssen die Rechte mit den einzelnen Rechtehändlern für jedes Land extra geklärt werden, erklärt Apple die Verzögerung. Und ein kleiner Markt wie Österreich habe eben weniger Priorität als etwa Deutschland, wo es ein [eingeschränktes] Angebot an Videos bereits gibt.
(futurezone | APA | Nadja Igler)