Technik verleitet zur Selbstausbeutung
In Zeiten der fortschreitenden Technisierung aller Lebensbereiche ist Ruhe ein Luxus, den man sich nur noch selten gönnt. Der Segen der ständigen Erreichbarkeit ist für viele längst zum Fluch geworden.
Der Arbeitnehmer von heute ist idealtypisch ständig erreichbar, in verschiedenen Netzen unterwegs, geografisch unabhängig und zeitlich flexibel.
"Der technische Fortschritt ist zu schnell für den Menschen", sagt Arbeitspsychologin Annette Hoppe von der Technischen Universität Cottbus. "Denn er ermüdet, aber die Technik, die ermüdet nie."
Die Frage müsse sein, wie viel nötig und nicht wie viel möglich ist, sagt sie. Hoppe beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren mit dem Phänomen "Technikstress".
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gehört die psychische Überbelastung zu den häufigsten Ursachen für mangelhafte Arbeitsleistungen und krankheitsbedingte Fehlzeiten.
Vermehrte Selbstausbeutung
Menschen reagierten zunehmen verängstigt oder auch aggressiv auf neue Techniken. Und: "Die neuen Möglichkeiten laden zur Selbstausbeutung ein", so auch Guido Hertel von der Uni Würzburg.
Natürlich können viele mit den modernen Medien von zu Hause aus arbeiten. Aber wann haben sie dann Feierabend? "Die Trennung zwischen Beruf und Freizeit ist dünner und fragiler geworden", betont Hertel.
Dabei sei gerade Ruhe entscheidend für die menschliche Kreativität. "Die besten Ideen kommen sowieso nicht am Schreibtisch," so Martin Braun vom Fraunhofer-Institut.
In Zeiten von Personalabbau lassen viele Arbeitnehmer ihr Handy sogar im Urlaub eingeschaltet, aus Angst einen Anruf vom Chef zu verpassen. Andere fühlen sich umgekehrt schon bei kurzer Trennung vom Mobiltelefon unter Stress gesetzt.
(futurezone | dpa)