Wie Funkchips unser Leben verändern
Auf der Computermesse CeBIT wird das Zeitalter der Funkchips ausgerufen: Ob im Supermarkt, in der Bücherei oder im Krankenhaus - die "intelligenten" Chips sollen das Leben erleichtern, stehen aber bei Datenschützern weiter in der Kritik.
Auf der CeBIT in Hannover wurde heuer der RFID-Technik [Radio Frequency Identification], auch als Funkchips bekannt, erstmals ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet.
Die "Smart Labels" sollen in Zukunft den Barcode ablösen und in allen Lebenslagen zum Einsatz kommen. In der Logistik sind Funkchips bereits etabliert, die Entwickler verschiedenster Branchen lassen sich jedoch ständig neue Einsatzmöglichkeiten einfallen.
Die heute eingesetzten RFID-Systeme bestehen aus einem in ein Etikett integrierten Transponder-Chip und einer Empfangseinheit. Die Datenübertragung an die entsprechenden Lesegeräte erfolgt über elektromagnetische Wellen. Die Daten können berührungslos und ohne Sichtkontakt ausgelesen und gespeichert werden.
Der Supermarkt der Zukunft ==
So präsentierte etwa der Großhändler Metro auf der CeBIT den Supermarkt der Zukunft, in dem lange Warteschlangen der Vergangenheit angehören: Der Kunde schiebt den Einkaufswagen durch eine elektronische Leseschranke, und mit einem Pieps sind alle Waren erfasst und abgerechnet.
Weitere Szenarien sind "intelligente" Kühlschränke, die ihren Inhalt erkennen und Einkaufslisten vorlegen können, und Waschmaschinen, die die Anweisungen auf den Kleidungsstücken "lesen" und das passende Programm starten.
Auch in Bibliotheken kommen bereits Funkchips zum Einsatz. Die umständliche Registrierung jedes Buches bei Entlehnung oder Rückgabe entfällt. In Sekundenschnelle erfasst ein Lesegerät ganze Stapel von Büchern. Ebenso wird die Verwendung in Arztpraxen und Krankenhäusern angepriesen.
Vom Reisepass bis zum WM-Ticket
Funkchips finden auch in den künftigen Biometrie-Reisepässen sowie in den Tickets zur Fußball-WM in Deutschland Verwendung - in beiden Fällen nicht unumstritten. Der Chip im Fußball konnte sich allerdings bis jetzt nicht durchsetzen.
RFID künftig überall
Die Fachleute sind sich einig: Den RFID-Chips gehört die Zukunft. Nach Einschätzung des Finanzanalysten IDTechEx wird sich der weltweite Markt für die Technologie rasch vervielfachen - von 1,5 Milliarden Euro 2005 auf 5,5 Milliarden Euro 2008.
Gebremst wird der flächendeckende Einsatz der Technologie vorerst aber noch durch den Preis: Etwa 30 Cent kostet ein Kleinsender - zu viel, um beispielsweise ein ganzes Supermarktsortiment auszustatten. Hersteller wie Hitachi arbeiten derzeit fieberhaft daran, die Kosten zu senken, das Ziel liegt bei etwa drei Cent. Dieses soll vor allem durch die verwendung günstigerer Materialien erreicht werden.
Die Bedenken der Datenschützer
Datenschützer sehen die Allgegenwart von Funkchips jedoch skeptisch und warnen, dass eine Kontrolle der dadurch erzeugten Datenströme schwierig ist. Sie fürchten den "gläsernen Kunden" und argwöhnen, dass die Chip-Informationen leicht in unbefugte Hände geraten könnten.
Eine mit RFIDs markierte Ware könne zum Beispiel eindeutig einem bestimmten Kunden zugeordnet werden, sich möglicherweise sogar bis in dessen Heim nachverfolgen lassen und auch das Erstellen unerwünschter Kundenprofile ermöglichen, so die Meinung.
EU prüft Einsatz
Die EU-Kommission will die Bedenken von Datenschützern zur Nutzung der Funkchiptechnik prüfen und hat dafür eine öffentliche Konsultation eingeleitet.
RFIDs mit Konsumentenschutz
Diesen Bedenken arbeitet nun der Chiphersteller IBM mit dem Prototypen eines RFID-Chips entgegen, bei dem der Nutzer die Antenne selber entfernen und das unerwünschte Auslesen somit unterbinden kann.
Die Daten auf dem Chip bleiben dabei erhalten, das Auslesen wird jedoch nur noch aus nächster Nähe möglich, etwa für Garantie- und Umtauschfälle.
Nun sollen verschiedene Hersteller überzeugt werden, das System in Serie zu produzieren.
(futurezone | AFP | dpa)