DVD-Formatstreit bleibt am Käufer hängen

chaos
13.03.2006

Die beiden Standards Blu-ray und HD-DVD kämpfen um die Nachfolge der DVD. Erste Geräte und Filme kommen demnächst in den Handel. Weil sich die Hersteller nicht einigen konnten, muss nun der Konsument entscheiden, welches Format sich durchsetzt.

Auf der weltgrößten Elektronikmesse CeBIT wird auch in diesem Jahr nicht klar, welcher Standard das Rennen um die Nachfolge der DVD gewinnen wird. Die Entscheidung liegt nun beim Kunden.

Die zwei gegnerischen Fraktionen um Sony bzw. Toshiba stellten auf der Messe eine Reihe neuer Produkte vor, mit denen sie die Kunden zum Umstieg auf Blu-ray bzw. HD-DVD bewegen wollen. Beide Formate sind für die großen Datenmengen geeignet, die das hochauflösende Fernsehen [HDTV] mit sich bringt.

Während herkömmliche DVDs 4,7 Gigabyte an Daten fassen, passen auf eine Blu-ray-Disc 25 Gigabyte, auf eine HD-DVD 15 Gigabyte bzw. jeweils das Doppelte bei zweilagigen Medien. Blu-ray bietet zwar mehr Speicherplatz, HD-DVD wirbt dagegen mit der einfacheren Herstellung und der Unterstützung durch das DVD-Forum.

Die Frage Blu-ray oder HD-DVD stellt sich nicht nur für den Endkunden, sondern auch für die Händler. Diese haben nun Angst, ihre Kunden zu verärgern.

Notebooks und Player

Toshiba etwa stellte auf der CeBIT das erste Notebook mit HD-DVD-Laufwerk und hochauflösendem Bildschirm [Qosmio G30-145] vor, das schon in den nächsten Wochen auf den Markt kommen soll.

Philips kündigte für die zweite Jahreshälfte auf der Messe Blu-ray-Recorder für das Fernsehgerät wie auch für den Computer an. Sony will noch im März, TDK im April und Fuji im Frühjahr Datenträger für die Technik auf den Markt bringen.

Auch der südkoreanische Technologiekonzern LG Electronics kündigte ein optisches Laufwerk für Blu-ray an, gab aber gleichzeitig bekannt, künftig auch HD-DVD zu unterstützen.

PC-Hersteller als wichtigste Unterstützer

Microsoft und Intel stehen weiter hinter HD-DVD, andere Computerhersteller wie Apple bevorzugen Blu-ray.

Die Unterstützung der PC-Hersteller gilt im Krieg der Formate als besonders wichtig. In den ersten Jahren nach der Einführung der DVD 1995 kamen etwa 70 Prozent der Nachfrage aus dem PC-Bereich.

Filme und Preis

Erste Filme auf HD-DVD und die entsprechenden Abspielgeräte werden noch im März erwartet. Die Geräte sollen dabei ab 499 Dollar [419 Euro] zu kaufen sein. Ein Blu-ray-Gerät von Samsung dürfte dagegen nicht vor Mai auf den Markt kommen und wird offenbar mindestens doppelt so teuer sein.

Die Filmindustrie schaut mit Sorge auf das Nebeneinander von zwei Formaten, das den Konsumenten ähnlich verwirren könnte wie der Kampf um den Videomarkt zwischen VHS und Betamax vor mehr als 20 Jahren.

Einige Filmstudios wie Paramount Pictures und Warner Bros. haben angekündigt, zunächst beide Formate zu unterstützen.

"Star Gate: Atlantis", die "Herr der Ringe"-Trilogie sowie "Harry Potter" sollen zu den ersten hochauflösenden Filmen zählen, die in den neuen DVD-Formaten erscheinen werden.

DVD vs. Downloads

Mit dem Vormarsch von Videodownload-Angeboten und Internet-Fernsehen [IPTV] gerät das Medium DVD immer mehr in Bedrängnis.

Branchenexperten sagen den optischen Medien das endgültige Aus voraus. Bis es allerdings so weit kommt, muss die Breitband-Nutzung noch vorangetrieben und die Übertragungsgeschwindigkeiten deutlich gesteigert werden.

Diverse Formatkriege werden den Nutzern aber auch nach der Entscheidung dieses Matchs nicht erspart bleiben, wenn man sich nur auf die Inkompatibilitätsprobleme etwa bei digitaler Musik [MP3, AAC, Atrac, WMA] und Flash-Speicherkarten für Digitalkameras besinnt.

(futurezone | Reuters)