Frankreich: Mehr Freiheit für Online-Musik
Mit einer geplanten Copyright-Novelle will Frankreich seinen Bürgern die "Lizenz zum Kopierschutz-Knacken" geben. Legal gekaufte Online-Musik muss per Gesetz auf jedem beliebigen Gerät abspielbar sein. Bisher verhinderten das verschiedenste kopiergeschützte Formate.
Auch wenn die Legalisierung von Tauschbörsen mittels einer "Kulturpauschale" nicht funktioniert hat - in Frankreich steht die Freiheit der Nutzer offenbar über den Interessen der Industrie. Derzeit passt Frankreich sein Copyright an die EU-weit geltende Direktive an.
Laut dem französischen Abgeordnete Christian Vanneste ist mit der derzeitigen Form der Novelle des Urheberrechtsgesetzes das Umgehen von Kopierschutzmechanismen [Digital Rights Management, DRM] nicht mehr illegal, solange es dazu dient, dass digitale Inhalte in andere Formate transferiert werden.
"Öffnung proprietärer Systeme"
"Es zwingt einige proprietäre Systeme, sich zu öffnen […]. Man muss Inhalte herunterladen und auf jedem Gerät abspielen können", so Vanneste.
Das könnte etwa für Apple bedeuten, dass es sein Kopierschutzsystem Fairplay auch der Konkurrenz offen legen muss. Analysten erwarten allerdings, dass Apple seinen iTunes-Shop in Frankreich bei In-Kraft-Treten des Gesetzes, das nicht vor Ende Juni erwartet wird, überhaupt schließt.
Ein Zusatz zur Novelle, der die Nutzung von Tauschbörsen legalisiert hätte, wurde hingegen gestrichen. Dieser hätte dafür die Einführung einer "Kulturpauschale" vorgesehen, wurde vom französischen Parlament aber abgelehnt.
ITunes-Songs nur auf iPods
Mit Fairplay sichert Apple urheberrechtlich geschützte Songs vor der unrechtmäßigen Verbreitung – so gibt es ganz bestimmte Nutzungsbedingungen für bei Apples Online-Shop iTunes gekaufte Songs wie die Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl von Geräten.
Bisher hat sich Apple geweigert, Fairplay an andere Firmen zu lizenzieren. Das bedeutet, dass diese Apples DRM nicht in ihren eigenen Geräten unterstützen können, was zur Folge hat, dass mit Fairplay geschützte Songs nur auf Apples iPod abgespielt werden können.
Apple schützt iPod mit DRM
Damit sichert Apple nicht nur iTunes, sondern auch seinen Gewinnbringer iPod vor dem Zugriff durch andere Anbieter ab. Was die Konkurrenz als Wettbewerbsnachteil sieht, führt bei den Kunden vor allem zu Verwirrung.
Denn während Interessierte sicher Wege wissen und auch nutzen, um bei digitalen Inhalten Kopierschutzmechanismen zu umgehen, wird der Durchschnittskunde mit den verschiedenen DRM-Systemen an bestimmte Hersteller gebunden – egal ob Apple oder Microsoft oder sonst ein Hersteller.
Viele Hersteller setzen auf DRM, so etwa bei DVDs oder Musik-CDs. Nach zahlreichen Kundenprotesten und Kritik durch Konsumentenschützer wegen Abspielproblemen dieser geschützten Discs haben einige Konzerne ihre DRM-Bemühungen jedoch wieder stark eingeschränkt.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
In der letzten Version des Gesetzes drohen Herstellern und Anbietern von Software für den unrechtmäßigen Dateitausch Strafen von maximal 300.000 Euro und bis zu drei Jahren Gefängnis.
Das Gesetz schützt auch Privatkopien legal heruntergeladener Musik, die Zahl der Kopien könnte allerdings limitiert werden. DVDs sollen von dem Gesetz nicht betroffen sein, so Vanneste.
Ab Donnerstag wieder im Parlament
Laut Vanneste zielt das neue Gesetz auch darauf ab, die Entwicklung des Online-Musikmarktes in Frankreich zu fördern. Er ist sich sicher, dass das Gesetz Urheberrechtsverletzungen reduziert, weil die neue Freiheit die Akzpetanz der Online-Anegbote auf Dauer erhöhen wird.
Am Donnerstag soll in der Nationalversammlung weiter darüber debattiert werden.
(futurezone | Reuters)