Drei Große gegen die Telekom

FESTNETZ
14.03.2006

Mit der Übernahme der EUnet durch die eTel ist die Telekom Austria mit drei ernsthaften Konkurrenten konfrontiert. Hinter eTel stehen internationale Investmentfirmen, upc/Inode gehört Europas größtem Kabel-TV-Betreiber, Tele2 ist Europas größter Telekom-Diskonter.

Mit dem zweiten, großen Take-Over nach der vor einer Woche abgeschlossenen Übernahme des Breitband-Anbieters Inode durch UPC-Telekabel endet die erste, große Welle der Konsolidierung auf dem österreichischen Markt.

Nach gut fünf Jahren des großen wechselweisen Fressens kleinerer Anbieter stehen der Telekom Austria [TA] nun drei Herausforderer gegenüber, die über eigene - wenn auch ganz unterschiedlich große - Netze verfügen.

Der alternative Telekom-Anbieter e-Tel kann durch die Übernahme der EUnet seinen Umsatz auf mehr als 100 Millionen Euro steigern und damit zu den beiden anderen großen Alternativ-Anbietern Tele2/UTA [ca 330 Mio.] und upc/Inode [300 Mio. Umsatz] aufschließen.

TA-Festnetz rückläufig

Diese drei Unternehmen sind nach ihren Österreich-Umsätzen zwar auch zusammen um eine Dimension kleiner als die TA [2005 4,477 Milliarden Euro Umsatz]. Rechnet man die Mobilfunksparte und damit auch das TA-Geschäft im Ausland heraus, bleiben gut zwei Milliarden übrig.

Genau dieser Bereich rund um das Festnetz wächst im Gegensatz zum Mobilfunkwesen nicht, sondern war 2005 deutlich rückläufig.

Breitband-Konkurrenz im Business-Bereich

Auf dem sich gerade erst so richtig entwickelnden Breitband-Markt und im Bereich IT-Lösungen für Geschäftskunden sind zwei der drei Anbieter in jeweils unterschiedlichem Ausmaß echte Konkurrenten.

Im Breitband-Markt hält die TA nach eigenen Angaben noch bei knapp über 50 Prozent, doch die Umsätze 2005 im Geschäft mit Datentransporten [Carrier] sowie IT-Lösungen für Business-Kunden ließen merkbar nach.

Dass gerade hierzulande im Geschäftskundensegement noch viel zu holen ist, war wohl das Hauptmotiv der EUnet-übernahme durch eTel.

Der kolportierte Preis von 30 Millionen Euro entspricht etwas mehr als einem Jahresumsatz der EUnet - deren eigenes, physisches Netz kleiner als das von Silverserver ist - Brancheninsider sehen so ein gutes Geschäft für EUnet-Zwischeneigentümer Jordan Industries.

Dresdner Bank und Intel Capital

Viel spricht jedoch dafür, dass es in Zukunft in Österreich für eTel gute Geschäfte geben wird. Hier hat nämlich nicht irgendwer 30 Mio. ins Blaue investiert, es sind Anlage-Professionals, die ihre Einstiegsmärkte vorher genau analysieren.

Dort, wo es sich von den Rahmenbedingungen lohnt, wird dann in der Regel mehr als nur eine große Akquisition durchgezogen. Dem EUnet-Kauf liegt also eine strategische Entscheidung zu Grunde.

Hinter der eTel-Expansion stehen Dresdner Kleinwort Capital als Hauptinvestor und zwei New Yorker Equity bzw. Investment-Fonds [ARGUS Capital Partners, Greenhill Capital Partners]. Mit Intel Capital ist auch der Venture-Fonds des Chipgiganten mit im zentraleuropäischen Telekom-Expansionsgeschäft.

Dahinter steht die Allianz

Dresdner Kleinwort Capital [Equity und Venture] hält vor allem in Europa Assets im Wert von vier Milliarden Euro, die Mutter Dresdner Kleinwort Wasserstein ist die Investment-Gruppe der Dresdner Bank, die wiederum dem deutschen Versicherungsriesen Allianz. Jahresumsatz 2004: 96 Milliarden Euro.

ETel Austria hatte nach eigenen Angaben hier zu Lande bisher 55.000 Geschäftskunden und 70.000 Privatkunden. Der Mutterkonzern mit Sitz in Dublin hat Niederlassungen in Österreich, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn und Polen.

Der Gegner von der NASDAQ

Die beiden anderen Rivalen der Telekom Austria haben ebenfalls internationale Konzerne hinter sich.

Upc/Inode gehört upcEurope, einem Unternehmen von Liberty Gl bal [Denver, USA], das an der Techno-Börse Nasdaq notiert. Liberty Global ist der größte Kabel-TV-Netzbetreiber in Europa und Japan und setzte 2005 [auf Pro-Forma-Basis] 5,15 Milliarden US-Dollar um, 28 Prozent mehr als im Jahr davor. 2006 sollen weitere 27 Prozent des Umsatzes in Neu-Übernahmen fließen.

Die 100 Millionen Euro für den Inode-Kauf wurden vor allem deshalb investiert, weil die technische Reichweite der upc auf rund eine Million österreichische Haushalte via TV-Kabel begrenzt war.

Mit der Inode kommen - abgesehen vom beachtlichen Geschäftskunden-Anteil - nun noch einmal so viele Haushalte dazu, die durch das Inode-Netz über entbündelte Breitband-Leitungen auch für TV-Angebote technisch erreichbar sind.

"Sie sind wie die Wikinger..."

Tele2/UTA, der größte der drei TA-Herausforderer aus Schweden, verfügt nicht nur in Österreich [UTA] über ein eigenes Netz und über eine besonders aggressive Discount-Strategie, aktiv ist man unterschiedlich intensiv in 25 Ländern Europas.

2005 setzte man weltweit 49,943 Milliarden Schwedenkronen oder rund 5,3 Milliarden Euro um, was einer Steigerung von 16 Prozent gegenüber Geschäftsjahr 2004 gleichkommt. Trotz dieses heftigen Wachstums im umkämpften Telefoniebereich schreibt Tele2 Jahr für Jahr schwarze Zahlen.

Bezeichnend für die Eigenpositionierung ist ein Zitat auf der Tele2-Website, das einem nicht genannten Manager der polnischen Telekom zugeschrieben wird: "Sie sind wie die Wikinger, die alles in ihrem Wege Stehende niederbrennen, nichts kann sie aufhalten."

(futurezone | Erich Moechel)