Windows raus, Geld zurück
Wer einen PC kauft, bekommt Windows - das scheint die unumstössliche Wahrheit im Computerhandel zu sein: Ohne vorinstalliertes Microsoft-Betriebssystem sind Desktops selten, Notebooks praktisch gar nicht
zu bekommen.
Was aber ist zu tun, wenn man statt dessen ein anderes OS aufsetzen möchte, Linux etwa oder BSD? Tatsächlich kann man sich diese gelegentlich als "Microsoft-Steuer" apostrophierte Gebühr sparen oder besser: man kann sie sich rückerstatten lassen. In der Windows-Lizenzvereinbarung, die beim ersten Hochstarten der neuen Maschine auftaucht oder im beigelegten Handbuch abgedruckt ist, gibt es einen Passus, der eigentlich aufmerken lassen sollte.
EULA - Enduser-Licence Agreement
"Wenn Sie sich mit den Bestimmungen dieses Endbenutzer-Lizenzvertrages nicht
einverstanden erklären, sind Sie nicht berechtigt, dieses Softwareprodukt zu
installieren oder zu verwenden. Sie können es jedoch gegen Rückerstattung
des Kaufpreises der Stelle zurückgeben, von der Sie es erhalten haben."
Das aktuelle FuZo-Voting zum ThemaWindows-Refund-Movement
Was sich in der Theorie einfach anhört, hat in der Praxis allerdings Tücken:
Manche Händler versuchen, rückgabewillige Kunden an die Hersteller zu verweisen. Dort wiederum können Inkompetenz und Telefonwarteschleifen fast
unüberwindliche Barrieren bilden - Erfahrungen, die auch Donna, eine Programmiererin aus Arizona machte, als sie 1997 als vermutlich erste Userin von ihrem Recht Gebrauch machen wollte.
Interview mit Donna
"Am Anfang beschränkte sich die Korrespondenz darauf, dass sie mir sagten:
"Wenn Sie Ihren Computer zurückgeben wollen, müssen sie ihn ihrem Händler
bringen." Als sie dann verstanden, dass ich von der Software redete, haben
sie mir ein paarmal geschrieben, dass sie keine Garantie für das Gerät
übernehmen würden, wenn ich es nicht mit der vorinstallierten Software
laufen lasse. Dann sagten sie mir "Schön, wir garantieren für die Hardware;
aber wir können Ihnen keinen technischen Support geben, wenn Sie eine andere
Software benutzen." Irgendwann kamen wir zu: "Was ist eigentlich Linux?"
Danach war alles ganz einfach."
Zwar postete Donna ihre Erfahrungen in einigen Newsgroups; aber erst nachdem
der Australier Geoffrey Bennett
von der Firma Toshiba sein Geld für die unbenutzte Software zurückbekommen hatte, nahmen auch andere User vor allem aus der Linux-Gemeinde die Sache wahr und ernst: Fast über Nacht entstand ein Windows-Refund-Movement, das genaue Anleitungen für die Rückgabe formulierte - um allerdings nach kurzer Zeit ebenso schnell wieder
einzuschlafen.
Geoffrey BennettWorld without Windows?
An Österreich scheint diese Bewegung völlig vorbei gegangen zu sein, und so stößt das Ansuchen auf Rückerstattung in der Praxis vor allem auf eines: Unglauben.
Auf die Anfrage, wie eine unbenutzte Recovery-Version der Windows "Millennium Edition" zurückgegeben werden könnte, reagierte etwa die Wiener Firma Primustronix in einem konkreten Fall zunächst einige Wochen gar nicht, bat dann um ein Fax mit dem entsprechenden Passus aus dem Lizenzvertrag und sah sich daraufhin selbst mit dem Unvermögen der Firma Toshiba konfrontiert, adäquat auf das Problem zu reagieren: Man würde wohl die ganze Maschine zurücknehmen, hiess es von dort, nicht aber nur das Betriebssystem.
Es folgte ein Kompetenz-Wirrwarr über die Frage, wer nun für die Sache zuständig sei, aber die Insistenz zahlte sich schliesslich aus: vor wenigen Tagen wurde bestätigt, dass bei Rückgabe der Recovery-CDs 700 Schilling ausbezahlt werden.
Thomas Lutz, Pressesprecher der Firma Microsoft Österreich, Thomas Hirmke vom Verein für Konsumenteninformation und . Thomas Zierz, Shopmanager der Firma Primus Tronix sprachen gestern in matrix über die Möglichkeit der Kostenrückerstattung für das Betriebssystem.
matrix - computer & neue medien