Medienkonzerne unter Internet-Zugzwang
Fast kein Tag vergeht, an dem nicht ein traditioneller Medienkonzern neuen Content für Internet und Handy aufbereitet. Den alteingesessenen Konzernen bleibt nichts anderes übrig, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Nach der Musikindustrie und den Zeitungsverlagen liegt es nun an den traditionellen Medienhäuser, das Internet für sich zu entdecken - ob sie wollen oder nicht.
Wenn sie nämlich auch in Zukunft bestehen wollen, bleibt ihnen keine andere Wahl, als ins Netz und auch auf das Handy zu expandieren. Während die einen darauf setzen, bereits produzierten Content ins Netz zu stellen, ziehen andere aus, um innovative Firmen aufzukaufen.
"Jeder will ein digitales Aushängeschild, und wer noch keines hat, der sucht wie wahnsinnig danach", so ein US-Medienberater.
Digitales Geschäft als Umsatzmotor
Viele Unternehmen haben bereits eigene Internet-Divisionen gegründet, die meisten werfen dabei bisher aber nur wenig Gewinn ab. Ein Umstand, der sich in den nächsten Jahren drastisch verändern dürfte, wenn man Analysten glaubt.
Bis zu zehn Prozent sollen die digitalen Abteilungen in den nächsten drei bis fünf Jahren zum Umsatz von Medienriesen wie Time Warner, News Corp. und Viacom beisteuern - wenn sie auf die richtige Strategie setzen.
Der Viacom-Konzern, zu dem unter anderem die Musikkanäle MTV und Viva gehören, konnte etwa bisher mit seiner Netzstrategie noch nicht wirklich punkten. Nachdem das Match um MySpace.com an die News Corp. ging, ist nun ein Download-Angebot mit Microsoft in Vorbereitung.
News Corp. als Vorbild
Vorbildwirkung hat in diesem Bereich eindeutig Rupert Murdochs News Corp., die im vergangenen Jahr mit dem Kauf der Social-Networking-Site MySpace.com einen Volltreffer gelandet hat.
Das Portal hat sich zu einer Art MTV des Internets entwickelt und soll nun stetig ausgebaut werden.
Weiters setzt der Medienriese verstärkt auf eigens produzierten Handy-Content. "Eine neue Kosumentengeneration ist herangewachsen, die Medieninhalte abruft, wann, wo und wie sie will", ist sich Murdoch dabei bewusst.
Alle wollen ins Netz
Und immer mehr Unternehmen springen auf den Internet-Zug auf: Der US-Kabelsender CBS etwa startet diese Woche die Übertragung der US-College-Basketballmeisterschaft "March Madness" kostenlos im Internet und verdient sich mit der Online-Werbung ein Zubrot.
Die zu General Electric gehörende NBC Universal ließ vor kurzem mit der 600 Mio. Dollar schweren Übernahme von iVillage, einem Internet-Portal für Frauen, aufhorchen.
Der US-Sender ABC und Disney waren unter den ersten Vertragspartnern für Video-Downloads in Apples iTunes Music Store, eine anfangs kritisch beäugter Zug, dem immer mehr Content-Anbieter folgen.
Auch der Internet-Anbieter AOL hat vergangene Woche unter dem Namen In2TV einen Fernsehkanal im Netz gestartet.
Bürozeiten werden zur Primetime
Zwar ist derzeit erst ein Bruchteil des Video-Contents der Großunternehmen online, fast täglich werden jedoch neue Angebote gestartet. Auch die Angst davor, durch das digitale Geschäft traditionelle Fernsehzuschauer zu verlieren, wird immer weiter abgebaut.
"Untertags entwickelt sich zur neuen Primetime", lautet die Prognose von MTV-Networks-Chef Michael Wolf - vor allem, weil immer mehr Nutzer auch im Büro Zugriff haben. Eine Tatsache, der CBS beim Streaming der Basketballmeisterschaft mit einem eigenen "Boss-Button" Rechnung trägt, der eine Excel-Tabelle auf dem Bildschirm erscheinen lässt, sobald der Chef im Anrücken ist.
(futurezone | Economist)