Holpriger Weg zur EU-Satellitennavigation
Das ehrgeizigste und teuerste europäische Technologie- und Infrastrukturprojekt, das Satelliten-Navigationssystem "Galileo", das ab 2008 eine zivile Alternative zum US-System GPS [Global Positioning System] bilden soll, nimmt weiterhin nur zögerlich Konturen an.
Das liegt zum einen an der weiterhin teils offenen Finanzierung und zum anderen an der Frage, welche Länder sich an dem Projekt beteiligen können oder wollen, wobei prinzipiell China, Israel, Australien, Kanada, Indien und Südafrika Interesse signalisiert haben.
Aber zunächst hängt der Fortgang des Projekts von der Initiative der europäischen Verkehrsminister ab, deren Uneinigkeit den Start schon mehrmals verzögert hat.
Eigentlich sollte das Galileo-Programm am 1. Jänner 2001 in die Entwicklungsphase eintreten, die EU-Ratstagung der Verkehrsminister konnte sich allerdings im letzten Dezember nicht einigen.
Navigationssystem "Galileo" bis 2008 in BetriebFinanzierung
Laut den ESA-Plänen [European Space Agency] muss die EU jetzt bis Jahresende 1,1 Milliarden Euro für das Projekt bereitstellen, weitere 450 Millionen Euro sollen von der EU-Ratstagung der europäischen Verkehrsminister in der nächsten Woche genehmigt werden.
Bis zur vollständigen Inbetriebnahme, die trotz der Verzögerungen immer noch für 2008 angepeilt ist, werden Kosten in Höhe von 3,2 Milliarden Euro fällig. Anschließend fielen jährlich Betriebskosten von rund 200 Millionen Euro an.
Zwischen 2005 und 2008 sollen für das Geld 30 Satelliten zum Aufbau des Navigationssystems in einer Höhe von 23.000 Kilometern installiert werden.
European Space AgencyUnabhängigkeit und Standortvorteile
Einigkeit herrscht unterdessen über die Vorteile eines Alternativsystems zu GPS:
Da GPS vom US-Verteidigungsministerium betrieben und kontrolliert wird, gibt es prinzipiell keine Verfügbarkeitsgarantie für zivile Nutzer. Die Signale können jederzeit weltweit oder in bestimmten Regionen von den US-Militärs stumm gehalten, verschlüsselt oder gestört werden.
Zudem ergab eine PricewaterhouseCoopers-Studie aus dem letzten Jahr, dass ein unabhängiges System markante ökonmische Vorteile für die europäische Industrie haben dürfte, die dann US-Unternehmen auf dem lukrativen Markt für das Navigations-Equipment Marktanteile abnehmen könnten.
Ausgerechnet während der Militäraktionen in Afghanistan hat das US-Verteidigungsministerium ein Update für den GPS-Standard veröffentlicht und zivilen Nutzern eine transparente Informationspolitik versprochen:
Genauere Satelliten-PositionsbestimmungChina und Russland
Umstritten bzw. unklar ist derzeit noch insbesondere die Rolle, die China bzw. Russland bei Galileo spielen könnten.
China hat letztes Jahr zwei experimentelle Navigationssatelliten gestartet und will eigentlich ein eigenes System aufbauen. Zwischenzeitlich war allerdings auch von einer massiven finanziellen Beteiligung Chinas an Galileo die Rede.
Russland betreibt nach wie vor sein Militärsystem "Glonass", das allerdings statt aus 24 derzeit nur aus sechs Satelliten besteht. Bis Jahresende sollen drei neue Satelliten das System ergänzen.
Die eventuelle Beteiligung dieser Länder stößt insbesondere auf den Widerstand der USA, die in einem speziellen Ausschuss mit den Europäern die Verträglichkeit und technische Ausstattung von Galileo und GPS verhandeln.