27.11.2001

ORIENTIERUNG

Bildquelle: nasa

Holpriger Weg zur EU-Satellitennavigation

Das ehrgeizigste und teuerste europäische Technologie- und Infrastrukturprojekt, das Satelliten-Navigationssystem "Galileo", das ab 2008 eine zivile Alternative zum US-System GPS [Global Positioning System] bilden soll, nimmt weiterhin nur zögerlich Konturen an.

Das liegt zum einen an der weiterhin teils offenen Finanzierung und zum anderen an der Frage, welche Länder sich an dem Projekt beteiligen können oder wollen, wobei prinzipiell China, Israel, Australien, Kanada, Indien und Südafrika Interesse signalisiert haben.

Aber zunächst hängt der Fortgang des Projekts von der Initiative der europäischen Verkehrsminister ab, deren Uneinigkeit den Start schon mehrmals verzögert hat.

Finanzierung

Laut den ESA-Plänen [European Space Agency] muss die EU jetzt bis Jahresende 1,1 Milliarden Euro für das Projekt bereitstellen, weitere 450 Millionen Euro sollen von der EU-Ratstagung der europäischen Verkehrsminister in der nächsten Woche genehmigt werden.

Bis zur vollständigen Inbetriebnahme, die trotz der Verzögerungen immer noch für 2008 angepeilt ist, werden Kosten in Höhe von 3,2 Milliarden Euro fällig. Anschließend fielen jährlich Betriebskosten von rund 200 Millionen Euro an.

Unabhängigkeit und Standortvorteile

Einigkeit herrscht unterdessen über die Vorteile eines Alternativsystems zu GPS:

Da GPS vom US-Verteidigungsministerium betrieben und kontrolliert wird, gibt es prinzipiell keine Verfügbarkeitsgarantie für zivile Nutzer. Die Signale können jederzeit weltweit oder in bestimmten Regionen von den US-Militärs stumm gehalten, verschlüsselt oder gestört werden.

Zudem ergab eine PricewaterhouseCoopers-Studie aus dem letzten Jahr, dass ein unabhängiges System markante ökonmische Vorteile für die europäische Industrie haben dürfte, die dann US-Unternehmen auf dem lukrativen Markt für das Navigations-Equipment Marktanteile abnehmen könnten.

China und Russland

Umstritten bzw. unklar ist derzeit noch insbesondere die Rolle, die China bzw. Russland bei Galileo spielen könnten.

China hat letztes Jahr zwei experimentelle Navigationssatelliten gestartet und will eigentlich ein eigenes System aufbauen. Zwischenzeitlich war allerdings auch von einer massiven finanziellen Beteiligung Chinas an Galileo die Rede.

Russland betreibt nach wie vor sein Militärsystem "Glonass", das allerdings statt aus 24 derzeit nur aus sechs Satelliten besteht. Bis Jahresende sollen drei neue Satelliten das System ergänzen.

Die eventuelle Beteiligung dieser Länder stößt insbesondere auf den Widerstand der USA, die in einem speziellen Ausschuss mit den Europäern die Verträglichkeit und technische Ausstattung von Galileo und GPS verhandeln.