Napster-Nachfolger in den Startlöchern
Die großen Musikkonzerne stehen eigenen Angaben zufolge kurz vor dem Start ihrer kostenpflichtigen Angebote für Musik aus dem Internet.
So soll der Online-Musikhändler MusicNet von AOL Time Warner, EMI, RealNetworks und der Bertelsmann Music Group [BMG] Anfang Dezember starten.
Pressplay-Debüt im Dezember
Auch das Konkurrenzangebot Pressplay von Vivendi Universal und
Sony plant sein Debüt im Dezember. Doch Analysten zeigen sich
skeptisch: "Es ist ja nicht so, dass die Kunden mitten im
Weihnachtsgeschäft mit gezückten Kreditkarten auf den Start dieser
Dienste warteten", sagte Analyst PJ McNealy.
Umsatz von 1,8 Milliarden Euro
Im Jahr 2006 sollen digitale Musikangebote im Netz Prognosen zufolge einen Umsatz von 1,6 Milliarden Dollar [rund 1,8 Mrd. Euro] erwirtschaften und so den Absatzschwund bei Musik-CDs für die Konzerne ausgleichen.
"Wir glauben allerdings nicht, dass es vor Weihnachten 2002 entscheidende Bewegungen bei diesen Online-Diensten geben wird", sagte Analyst Aram Sinnreich, dessen Unternehmen Jupiter Media Metrix das Potenzial für kostenpflichtige Musikdienste untersucht hat.
Nutzerfreundlichkeit entscheidend
Entscheidend für den Erfolg der neuen Online-Dienste wie
Pressplay, MusicNet und der kleinen Unabhängigen wie FullAudio und
Listen.com ist nach Ansicht Sinnreichs eine große
Nutzerfreundlichkeit.
Überspielbarkeit als Grundvoraussetzung
So könnten viele registrierte Nutzer nach einer gewissen Anfangseuphorie wieder abspringen, wenn sie merken sollten, dass der Kopierschutz der kommerziellen Dienste zu restriktiv sei.
Seiner Auffassung nach ist die Überspielbarkeit der heruntergeladenen Lieder auf tragbare Datenträger wie Minidisk und MP3-Player eine Grundvoraussetzung. Doch die meisten digitalen Musikangebote starten mit einem generellen Kopierschutz.
Zeit, um rauszukommen
RealNetworks, eines der an MusicNet beteiligten Unternehmen,
sieht den Start im Dezember als eine Erprobungsphase. "Das ist die
Zeit, um rauszukommen und Rückmeldungen zu erhalten", sagte Erik
Flanningen, Vizepräsident der Musikangebote bei RealNetworks. Es sei
besser zu lernen und den Dienst an die Nutzerwünsche anzugleichen,
als dazusitzen und abzuwarten.
Konzerne beklagen "Millionenschaden"
Die Musikindustrie beklagt seit Jahren Raubkopien im Internet.
Durch private und Gratis-Online-Tauschbörsen entstehe ein Millionenschaden, so die Konzerne.
Weltweit fiel der Umsatz mit Musik-CDs im ersten Halbjahr 2001 um fünf Prozent auf 37 Milliarden Dollar.
Napster: Verstöße gegen das Urheberrecht
Wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht erwirkten die Unternehmen
im Juli vor Gericht die Abschaltung der populären Tauschbörse
Napster, die zu ihren besten Zeiten rund 70 Millionen registrierte
Nutzer zählte.