MS verschiebt Start von Windows Vista
Microsoft verschiebt den Marktstart des lang erwarteten XP-Nachfolgers Windows Vista für Privatanwender auf das nächste Jahr. Grund seien noch nötige Arbeiten an den Sicherheitsfunktionen, so der Konzern. Die PC-Hersteller zittern nun um ihr Weihnachtsgeschäft.
Das neue System solle jetzt im Jänner 2007 auf den Markt gebracht werden anstatt wie bisher vorgesehen in der zweiten Hälfte dieses Jahres, teilte der weltgrößte Software-Hersteller am Dienstag mit. Ursprünglich war der Start für 2005 vorgesehen gewesen.
Arbeiten an Sicherheitsfunktionen
Offenbar gibt es noch Mängel bei der Sicherheit. Microsoft begründete die Verzögerung damit, dass die Qualität des neuen Produkts insbesondere im Sicherheitsbereich noch verbessert werde.
Durch seine weite Verbreitung - etwa 90 Prozent aller Rechner weltweit laufen unter Windows - ist das Microsoft-Betriebssystem traditionell Ziel der meisten Internet-Attacken.
Das neue Betriebssystem wird in sechs Varianten angeboten werden, darunter einer "Home Premium"-Edition mit allen Funktionen des Media Centers.
Enterprise-Edition schon im November
Eine Betaversion von Vista soll laut Microsoft ab April von zwei Millionen Computernutzern getestet werden.
Die Unternehmensversion wird wie geplant im November dieses Jahres auf den Markt kommen.
Privatleute und kleine Firmen haben aber erst ab Jänner 2007 Zugang zu der neuen Software.
Hersteller verpassen Weihnachtsgeschäft
Die Verzögerung trifft vor allem die PC-Hersteller, die Auswirkungen auf das lukrative Weihnachtsgeschäft befürchten, und deren Zulieferer.
Sie müssen nun bereits das fünfte Weihnachtsgeschäft in Folge ihre Computer mit dem gleichen vorinstallierten Microsoft-Betriebssystem [Windows XP startete 2001] ausliefern.
Marktforscher: "Großer Fehler"
"Das ist ein großer Fehler mit wirtschaftlichen Konsequenzen", sagte Rob Enderle, Präsident der kalifornischen Marktforschungsfirma Enderle Group. "Das vierte Quartal auszulassen wird sich signifikant auf die Verkäufe auf dem Konsumentenmarkt auswirken."
Upgrade-Möglichkeit
Durch die Möglichkeit des Upgrades auf die neue Windows-Version - etwa durch das Beilegen von Gutscheinen - sei keine Auswirkung auf das Kaufverhalten der Kunden zu erwarten, versucht MS derartige Zweifel auszuräumen.
In der Mitteilung von Microsoft stellt sich Hersteller Hewlett-Packard hinter die Entscheidung. Der Qualität sei in jedem Fall Vorrang zu geben, so HP.
Verluste an den Börsen
Der Verspätungsschock traf von den PC-Herstellern die gesamte Zuliefererkette hinab bis zu den Chipproduzenten.
So gaben die Titel von Dell und Hewlett-Packard am Mittwoch nach Bekanntwerden der Nachricht um 0,9 bzw. 1,8 Prozent nach. Auch die Aktien des weltgrößten Chipherstellers Intel wurden 0,4 Prozent ins Minus gedrückt.
In Asien verloren die Titel des Branchenprimus bei Speicherchips, Samsung Electronics, mehr als drei Prozent. Der deutsche Chiphersteller Infineon verlor an der Frankfurter Börse bis zum Nachmittag 1,6 Prozent.
"Psychologischer Effekt"
Andere Branchenexperten sehen durch den verspäteten Vista-Start allerdings nur begrenzte Auswirkungen auf die Ergebnisse der Technologie-Firmen.
Sie sprachen von einem psychologischen Effekt, der kurzfristig die Aktien belaste. Im Prinzip gelte Vista aber ohnehin erst für 2007 als Wachstumstreiber.
MS verliert, Apple unbeeindruckt
Der Kurs der Microsoft-Aktie selbst brach im frühen Handel um 2,8 Prozent ein. Dagegen notierten die Aktien des US-Computerkonzerns Apple, der mit einem eigenen Betriebssystem [Marktanteil derzeit bei etwa drei Prozent] mit Microsoft konkurriert, praktisch unverändert.
Die Hardware-Voraussetzungen
Wer noch in diesem Jahr die Anschaffung eines neuen PC überlegt, sollte in Hinblick auf das kommende Windows-Betriebssystem darauf achten, dass die Hardware-Voraussetzungen erfüllt werden.
Dazu gehört laut Microsoft ein gängiger Mittelklasseprozessor von AMD oder Intel, für ein optimales Erlebnis sei ein Dual-Core-Prozessor oder auch ein 64-Bit-Chip die beste Wahl.
Des Weiteren werden zumindest 512 MB RAM, besser sei aber ein Gigabyte oder mehr, und eine DirectX-9-fähige Grafikkarte mit AGP- oder PCI-Express und mindestens 64 MB lokalem Speicher gebraucht. Dies gab Microsoft Anfang des Jahres bekannt.
(futurezone | AFP | Reuters | dpa)