YouTube schlägt Google bei Videos
Online-Videos sind nicht erst durch große Medienhäuser und große Anbieter wie Google und Yahoo ins Blickfeld geraten. Mit innovativen Features und "Social Networking" hat der Gratisanbieter YouTube den Sprung an die Spitze geschafft.
Videos im Netz wird allerorts eine große Zukunft vorausgesagt - wie man damit Erfolg haben kann, zeigt derzeit YouTube.com.
Im Februar 2005 gegründet und seit 15. Dezember offiziell online [ein "Soft Launch" fand schon im Mai statt], hat sich die Video-Sharing-Website binnen kürzester Zeit zu einem der beliebtesten Treffpunkte für Videos im Netz gemausert.
Weit vor Yahoo und Google
Täglich werden dort laut "Hollywood Reporter" 30 Millionen Videos als Stream abgerufen [andere Quellen sprechen von der Hälfte], Nielsen NetRatings gibt die Besucherzahl mit neun Millionen User pro Monat an.
Beim Netz-Traffic hat YouTube laut Hitwise bereits seit längerem die großen Konkurrenten Google und Yahoo überholt: In diesem Bereich sei YouTube doppelt so groß wie Yahoo und drei Mal größer als Google Video und AOL. Alleine im Februar verdoppelte sich laut comscore der Traffic.
Angewandtes "Web 2.0"
YouTube hat das vor allem durch "Social Networking" geschafft, die Website ist ein Paradebeispiel für User-generierte Inhalte unter dem neuen Schlagwort "Web 2.0".
YouTube profitiert dabei auch von der Popularität der Social-Networking-Site Myspace.com, bis zu ein Viertel der Videoaufrufe soll laut Hitwise von dort kommen. Mittlerweile hat Myspace allerdings ein eigenes Videoangebot gestartet.
Der Begriff "Web 2.0" umfasst den Trend weg von statischen Websites hin zum interaktivem Online-Austausch. Es geht darum, Gedanken, Wissen, Fotos, Links, Musik, Kontakte, Kalender und vieles mehr mit anderen Nutzern zu teilen und vom reinen Konsumenten zum Gestalter zu werden.
Personalisierung von Videos
Nutzer können auf YouTube kostenlos Videos hochladen und diese mit Tags [Stichworten] versehen. Die einzelnen Videos sind zum leichteren Auffinden in Kanäle wie Hobbys, Kunst, Nachrichten und Videoblogging unterteilt.
Jeder Nutzer kann zudem ein eigenes Profil erstellen, seine persönlichen Interessen dort festlegen und sich Gruppen mit den gleichen [Video-]Interessen anschließen. Auf der Website können auch Playlists erstellt werden, wer einen Lieblings-Videoautor gefunden hat, kann diesen etwa abonnieren.
Videos werden [mit-]geteilt
Ein Hauptaugenmerk bei YouTube ist das Teilen von Videos mit Freunden, als Link für E-Mails und als Bestandteil von Websites, wobei beide Features samt Code direkt auf der Website angeboten werden. Davon profitieren die User, YouTube und auch die Verbreitung der Videos selbst.
Google Video bietet seine Videos ebenfalls zum Einbau auf Weblogs und Websites an, doch in Sachen Personalisierung liegt der Internet-Dienstleister weit unter dem Angebot von YouTube.
Virales Marketing a la "Sonnenlischt"
Wie Videos im Netz eine rasche Verbreitung finden können und wie virales Marketing funktioniert, wurde zuletzt am Beispiel der "Grup Tekkan" demonstriert.
Ein Blogger hatte Anfang März das im Rahmen eines Jugendzentrum-Projekts selbst gemachte Video, das auf YouTube gehostet ist, auf seinem Weblog verlinkt. In kürzester Zeit überrollte der Song "Sonnenlischt" wie eine Flutwelle in Form von E-Mail-Links und ungläubigen Einträgen in anderen Weblogs das Netz.
Hype rief Plattenfirmen auf den Plan
Von dem Hype ließen sich sogar die Plattenfirmen anstecken, die, offenbar vollkommen geblendet, die drei begrenzt begabten Sangeskünstler umgehend unter Vertrag nahmen. Auch der Klingeltonanbieter Jamba nahm "Sonnenlischt" in sein Angebot auf.
Am Freitag soll die erste Maxi-CD in den Regalen stehen - vorausgesetzt die Rechte sind dann schon ausreichend geklärt. Mittlerweile wurde laut "Spiegel Online" - wiederum über das Netz - nämlich der echte Komponist des Liedes ausfindig gemacht.
Die heikle Frage nach dem Copyright
Während private Videos wie eben "Sonnenlischt" zumindest am Anfang sicher keine Copyright-Fragen aufgeworfen haben, sind die Filmstudios bei anderen Videos auf YouTube noch hin- und hergerissen.
Auf der einen Seite verstoßen offenbar immer wieder Videosgegen das Urheberrecht, auf der anderen Seite profitieren die großen Medienhäuser auch von den möglichen viralen Effekten [siehe eben Grup Tekkan] bei YouTube.
Bisher ist YouTube möglichen Copyright-Verletzungen sofort nachgegangen und hat anstößige Videos stillgelegt.
Verhandlungen mit Content-Anbietern
YouTube ist in der Zwischenzeit bereits in Verhandlungen mit der Content-Industrie, um urheberrechtlich geschützte Inhalte rechtmäßig anbieten zu können.
Allerdings will der Anbieter bei möglichen Kooperationen ganz sachte vorgehen.
Denn gerade im Netz können Werbeeinschaltungen, bezahlt oder nicht bezahlt, ganz schnell nach hinten losgehen.
(futurezone | ZDnet | SFGate | Hollywood Reporter)