Kontroverse um Handyverbot an Schulen

Deutschland
26.03.2006

Nach Fällen von Gewaltvideos auf Schülerhandys in Bayern wird über eine Altersbegrenzung für Videohandys und ein generelles Schulverbot diskutiert.

Der Generalsekretär der CSU, Markus Söder, hat nun neue Regelungen im Jugendschutz und ein Handyverbot an Schulen gefordert.

Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider [CSU] hat diese Woche angekündigt, das Für und Wider eines generellen Verbots an Schulen zu prüfen. Andere Fachleute äußern jedoch Kritik an dem Vorhaben.

Videohandys erst ab 16?

Söder hält ein Handy-Verbot an allen Schulen für sinnvoll. Gegenüber der "Bild am Sonntag" [BamS] meinte er: "Der Trend zu Horror-Videos auf Handys ist alarmierend. Wir dürfen nicht zulassen, dass Kinder Filme von Vergewaltigungen und Misshandlungen wie Fußball-Bilder tauschen."

Er forderte außerdem Neuregelungen im Jugendschutz, nach denen Videohandys nicht mehr an Kinder unter 16 Jahren verkauft werden dürften.

Die Schulordnung in Österreich

Laut österreichischer Schulordnung können Lehrer Gegenstände, die den Unterricht stören, einziehen.

Darüber hinaus können die Schulpartner in den Hausordnungen Verhaltensvereinbarungen vereinbaren, das sind Regeln zum Zusammenleben in der Schule. Hierin kann auch der Gebrauch des Handys festgelegt werden.

Manchmal werden in solchen Gewaltvideos auch gestellte Szenen gezeigt - der Trend soll nun allmählich auch hier zu Lande um sich greifen.

"Schulrazzien sind Quatsch"

Gegen ein generelles Handyverbot an Schulen sprechen sich in Deutschland einige Kritiker aus. "Wer soll das kontrollieren? Lehrer sind keine Polizisten", so die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz gegenüber "Focus".

Sinnvoller sei es, mit den Schülern und deren Eltern diese Themen zu besprechen. Bei Straftaten müssten die Lehrer jedoch konsequent handeln, die Polizei und die Jugendämter einschalten.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft hält tägliche Kontrollen in der Schule ebenfalls für nicht praktikabel. "Schulrazzien sind Quatsch", meinte die stellvertretende Vorsitzende zur "Berliner Zeitung" [Samstags-Ausgabe]. Gegenüber der "BamS" meinte sie, ein Verbot von Handys an Schulen würde nur das Problem vor die Schultür verlagern.

Mitverantwortung der Eltern

Für den Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendschutz, Bruno Niklas, sind die jüngsten Fälle in Bayern nur die Spitze des Eisbergs. Mann müsse die Jugendlichen sensibilisieren und stärken für Eindrücke, "die man letztlich auch nicht loswird", so Niklas im "Deutschlandradio Kultur".

Entscheidende Bedeutung für die Bewältigung solcher Probleme hätten die Eltern. Als problematisch sieht er Elternhäuser, in denen die Eltern sich schwer tun, mit den Kindern zu spielen und zu kommunizieren. Leider gebe es davon eine große Zahl, so der Soziologe. Aber auch in den Schulen müsse über Menschenwürde und Grenzziehungen zwischen Kunst und Verbotenem gesprochen werden.

(futurezone | dpa | Reuters)