Deutsche Bundesliga - live aus Wien

neuer standard
27.03.2006

Die österreichische ORF-Tochter ORS erhält den Auftrag für die Übertragung der deutschen Fußball-Bundesliga via Astra-Satelliten. Für Premiere-­Kunden bedeutet dies, dass ihre Sat-Empfänger nicht mehr Bundesliga-kompatibel sind.

Cryptoworks statt Nagravision

Seit heute ist offiziell, was sich hinter den Kulissen seit Monaten abgezeichnet hat. Das erst seit dem Erwerb der Senderechte für die deutsche Bundesliga bekannt gewordene Arena-Konsortium deutscher Kabelnetzbetreiber wird das TV-Verschlüsselungssystem Cryptoworks sowohl für die eigenen Kabelnetze wie für die Sat-Ausstrahlung benutzen.

Erdfunkstelle Wien

Ab der Saison 2006/2007 werden die Live-Spiele der deutschen Bundesliga zwar über einen erst kürzlich von Arena angemieteten Transponder der Astra-Satelllitenflotte zu sehen sein.

Der Uplink und damit verbundene technische Dienstleistungen wie Komprimierung, Multiplexing und Verschlüsselung erfolgen aber nicht über die Astra-eigenen Bodenstationen in Luxemburg und München/Unterföhring, sondern aus Wien.

Zuschlag ging an ORF-Tochter ORS

Der Zuschlag für Arenas technische Dienstleistungen ging nämlich an die österreichische ORS, ein Tochterunternehmen des ORF, das auch die nationalen Senderketten für Radio und TV betreibt.

Rückschlag für Premiere

Für den in Deutschland bis jetzt fast konkurrenzlos operierenden Bezahlsender Premiere ist das ein schwerer Schlag.

Die bis dato mit SES-Astra verfolgte Doppelstrategie, das von Premiere und der SES-Astra-Plattform benützte Verschlüsselungssystem Nagravision als Quasi-Standard für den gesamten deutschen Sprachraum einzuführen, ist damit obsolet.

Die Transponder Astra 115 und 117 werden von der ORS-eigenen Satellitenerdefunkstelle mit zwei Uplink-Spiegeln von neun bzw. 4,8 Metern beschickt.

Neue Hardware für Deutschland

Die deutschen Fußballfans werden sich um neue Hardware umsehen müssen, denn der überwiegende Anteil der Premiere-Kunden benutzt die angejahrte d-Box als Sat-Receiver bzw. Set-Top-Box, die für den Einsatz von Cryptoworks nicht geeignet ist.

Für den Empfang des Programms im Kabelnetz könnten bestehende Premiere-Decoder weiter genutzt werden, hieß es von Arena am Montag in München.

Betandwin hält Auslandsrechte

Sat-Empfänger, die ORF-Digital empfangen können [ausgenommen Premiere-Kunden, die ORF Digital in Nagravision sehen] , wären durch Einschub einer Karte in den Karten-Slot für den Empfang in Cryptoworks bereit.

Allerdings ist noch nicht klar, von wem die Karte überhaupt kommen wird, die Auslandsrechte für die deutsche Fußball-Bundesliga hält derzeit Betandwin.

Astras Monopol-Versuch

Anfang Jänner dieses Jahres hatte SES-Astra die Restanteile des Digital Playout Center - Multiplex und Verschlüsselungssysteme sowie Satelliten-Uplinks zur Astra-Weltraumflotte - vom vormaligen Alleineigentümer Premiere übernommen. Insgesamt hat dieser Deal Premiere 55 Millionen Euro in die notorisch defizitären Kassen eingebracht.

Deutscher Marktführer TechniSat

Um die in Deutschland nunmehr nötigen digitalen Sat-Receiver und Set-Top-Boxen für Kabelnetze auf den Markt zu bringen, hat sich Arena mit dem deutschen Marktführer bereits geeinigt.

Der Hersteller TechniSat [40 Prozent Marktanteil in Deutschland, etwa 20 Prozent in Österreich] wird neben kompletten Endgeräten ein Multicrypt-Modul auf den Markt bringen, das neben Cryptoworks auch den in Skandiniavien führenden Verschlüsselungsstandard CONAX dekodieren kann.

Diese Modul kann freilich nur in Sat-Receiver eingesteckt werden, die über einen entsprechenden CI-Slot [Common Interface] verfügen, die weit verbreiteten d-Boxen von Premiere gehören nicht dazu.

800.000 ORF-Digital-Kunden

In Österreich sind mit Ende 2006 bereits 800.000 Geräte im Einsatz, die für den Empfang der ORF-Programme via Astra und damit auch für den künftigen Empfang der deutschen Bundesliga geeignet sind.

Seit dem Umstieg auf Cryptoworks-Verschlüsselung hat sich die Zahl der Nutzer von ORF Digital im letzten Jahr mehr als verdreifacht.

Das Verschlüsselungssystem Cryptoworks wurde von Philips entwickelt und erst vor wenigen Wochen an die einschlägig spezialisierte Irdeto-Gruppe verkauft.

futurezone | Erich Moechel]