MobilCom auf Dauer chancenlos
Der mit staatlichen Krediten am Leben gehaltene deutsche Mobilfunkdienstleister MobilCom ist nach Einschätzung von Analysten und Branchenbeobachtern im Kerngeschäft unprofitabel und hat nach Ansicht von Experten im künftigen UMTS-Markt keine Überlebenschance.
"MobilCom hat nur dann eine Chance auf einen Neuanfang, wenn France Telecom die Schulden von den Kreditgebern übernimmt und MobilCom anschließend erlässt", urteilt der Analyst Holger Bosse von Helaba Trust.
Gegenwärtig gebe es jedoch noch keine verbindliche Aussage von France Telecom zur Übernahme der Verbindlichkeiten von mehr als 5,5 Mrd. Euro Schulden, weshalb eine Entschuldung von MobilCom auf wackeligen Füßen stehe.

Mittelfristig droht Ende
Während die deutsche Bundesregierung ihre Hilfestellung für MobilCom als Rettung eines "im Kern gesunden Unternehmen" ansieht, schätzen die meisten Analysten den Mobilfunkdienstleister als unprofitablen Anbieter ein, dem mittelfristig das Aus droht.
In den seit drei Quartalen negativen Ergebnissen des MobilCom-Kerngeschäfts sind die Milliarden-Aufwendungen für den bereits laufenden Aufbau des UMTS-Mobilfunknetzes, die Zinskosten der UMTS-Kredite und die Abschreibungen auf die UMTS-Lizenz noch gar nicht enthalten.
Denn MobilCom will die Kosten erst mit Inbetriebnahme des Netzes berücksichtigen und verschiebt daher nach Analysteneinschätzung deutlich ergebnisbelastende Faktoren in die Zukunft. Allein in diesem Jahr investierte MobilCom eigenen Angaben zufolge bereits mehr als eine halbe Milliarde Euro in das UMTS-Netz - mit Krediten der Ausrüster und des Großaktionärs France Telecom.
Zusätzlich zu der Regelabschreibung droht noch eine Sonderabschreibung auf den Wert der im Jahr 2000 zusammen mit France Telecom für 8,5 Mrd. Euro ersteigerten UMTS-Lizenz. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen hatte MobilCom bereits angekündigt, für das dritte Quartal eine Werthaltigkeitsprüfung des UMTS-Geschäfts vorzunehmen. Die Gesellschafter der Konkurrenten E-Plus und Quam haben bereits milliardenschwere Abschreibungen auf den Lizenz-Wert vorgenommen.
Ilona Hasselbring, Analystin der Berenberg Bank, rechnet daher auch bei MobilCom mit einer Wertberichtigung. "Da MobilCom gemessen an der Kundenzahl kleiner ist als E-Plus, erwarten wir mindestens ähnlich hohe UMTS-Lizenzabschreibungen [von 4,1 Mrd. Euro] auch für MobilCom", heißt es in der aktuellen Analyse von Hasselbring. Bei einem Eigenkapital von 3,5 Mrd. Euro sei deshalb "in absehbarer Zeit" damit zu rechnen, dass MobilCom ein negatives Eigenkapital ausweisen müsse.