Paysafecard auf Europatour

29.08.2006

Das österreichische Unternehmen Paysafecard für Wertkarten-Zahlungsverkehr im Internet meldet den Markteintritt in Spanien und der Slowakei, im Herbst kommt Großbritannien dazu. In Deutschland und Österreich schreibe man bereits schwarze Zahlen, mit den Gewinnen werde die Expansion finanziert, sagt Hannes Androsch, ein Hauptaktionär.

Der zweite Anlauf

Nach bwin - früher betandwin - macht sich mit Paysafecard ein weiteres österreichisches Unternehmen daran, in Sachen E-Business Europa zu erobern.

Das geschieht allerdings im zweiten Anlauf, denn das im Jahr 2000 von der BAWAG und einer Investorengruppe um Hannes Androsch gegründete Unternehmen für Online-Zahlungsverkehr stand nach dem Platzen der Dot.com-Blase im Jahr 2001 schon einmal vor dem Nichts.

Präsenz in sechs EU-Staaten

Die meisten Firmenkunden - Start-ups im Internet-Geschäft - existierten praktisch über Nacht nicht mehr. Die Internet-Wertkartenfirma aus Österreich aber wurde etwas voreilig totgesagt.

Nach fünf Jahren recht unauffälligen, aber offenbar soliden Wachstums vermeldet Paysafecard nun den erfolgreichen Markteintritt in der Slowakei und Spanien. Damit ist man ab sofort in sechs europäischen Staaten präsent, ein weiterer Markt steht kurz vor seiner Öffnung.

Androsch: Die Dampflok fährt

Das Anlaufen des Geschäfts mit der Internet-Wertkarte beschreibt Hauptaktionär Androsch "mit einer alten Dampflok, die schiebt und schiebt und nur sehr langsam schneller wird. Wenn aber einmal der notwendige Schwung beisammen ist, dann fährt sie dahin", sagte er zu ORF.at.

Zusammen mit der Dörflinger-Stiftung hat Androsch sieben Millionen Euro in das Unternehmen investiert.

In Deutschland und in Österreich schreibe die AG bereits schwarze Zahlen, die Gewinne werden allerdings sofort wieder in die Expansion investiert, denn klarerweise sei das Erschließen neuer, großer Märkte mit Anlaufkosten verbunden.

"Ab der kritischen Masse ..."

Die werden allerdings nun aus dem Cash-Flow des Unternehmens finanziert, während man "bis zum Erreichen der kritischen Masse" zwei Mal zwischendurch Kapital zuschießen musste, was "halt mühsam" gewesen sei, so Androsch weiter.

"... ist Kleinklein ein Geschäft"

An eine Ausweitung auf größere Beträge für diese anonyme Zahlungsmöglichkeit oder gar an einen Einsatz im B2B-Bereich ist laut Androsch nicht gedacht.

Hier stoße man sehr bald an rechtliche Grenzen - Stichwort Terrorismusfinanzierung, Geldwäsche -, also werde man im "Kleinklein"-Bereich weitermachen. Wie man in Deutschland und Österreich sehe, sei das ein Geschäft.

Marktführer in Europa

Der Markteintritt in Großbritannien ist für das dritte Quartal 2006 geplant. Bis Ende des Jahres soll die Paysafecard dann an 15.000 britischen Vertriebsstellen erhältlich sein. Schon jetzt sei man in Europa Marktführer im Prepaid-Zahlungsgeschäft, also der Internet-Wertkarte.

Im Juli habe Paysafecard ein Transaktionsvolumen von acht Millionen Euro erreicht, sagt Michael Müller, Vorstandssprecher der paysafecard.com Wertkarten AG. Der Schritt auf weitere Auslandsmärkte werde diesen Trend noch verstärken.

Laut einer aktuellen Studie werden im Jahr 2006 rund 100 Mio. Europäer ihre Einkäufe im Internet tätigen und über 100 Mrd. Euro umsetzen.

Von vier auf acht Millionen

Finanziert wird das Wachstum zum Großteil aus dem Cash-Flow, denn in den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Monatsumsatz von vier auf acht Millionen Euro verdoppelt.

Auf ein Jahr gerechnet kommen so bald knapp unter 100 Millionen Euro heraus. Und die stammen längst nicht allein vom volatilen Wettgeschäft, sondern aus einer bunten Mischung von etwa 2.000 Online-Shops quer durch alle Branchen vor allem in Deutschland und in Österreich.

Wer die Kunden sind

Ebenso bunt gemischt sind die Benutzergruppen, die eigentlich nur eines gemeinsam haben: Sie wollen via Netz etwas bezahlen, können oder wollen aber keine Kreditkarte dafür einsetzen - also etwa jene, die schlicht anonym einkaufen wollen und ohne dass dieser Einkauf auf der Kreditkartenabrechnung aufscheint.

Dazu kommen junge Kunden, die Musik, Klingeltöne, Gaming etc. mit der Paysafecard bezahlen, aber auch Kreditkarteninhaber, denen der Einsatz ihrer Kreditkarte für "Micro-Payments" [Kleingeld] zu umständlich oder auch zu unsicher ist.

Spanien, Griechenland

Folgerichtig hat die paysafecard Wertkarten AG EU-Länder wie die Slowakei und Griechenland im Visier, in denen Kreditkarten relativ gering verbreitet sind.

Im Falle Spaniens waren die hohe Kaufkraft, die überdurchschnittliche Internet-Penetration und ein großer Distributor [Telerecarga] als Partner für den Einstieg ausschlaggebend. Unternehmensziel ist die Etablierung von 5.000 Vertriebsstellen bis Dezember 2006.

Slowakei, Österreich

In der Slowakei hat Paysafecard eine Vertriebspartnerschaft mit dem Finanzinstitut Istrobanka abgeschlossen, das über ein landesweites Filialnetz von 60 Vertriebsstellen verfügt.

In Österreich wird die Karte über die Postämter, die Filialen der Verkehrskreditbank und die beiden Ketten Hartlauer und Niedermeyer vertrieben.

Welch wilden Schwankungen der Online-Wettmarkt ausgesetzt ist, hat bwin - auch an dieser Firma ist die Androsch-Stiftung beteiligt - in den letzten Monaten erfahren müssen.