Ärztekammer will Handyverbot für Kinder

VORSTOSS
13.01.2009

Unter Hinweis auf eine Gesetzesinitiative des französischen Gesundheitsministers Jean-Louis Borloo hat die Ärztekammer für Wien ein Handyverbot für Kinder unter sechs Jahren gefordert.

In einer Aussendung vom Dienstag begrüßte Erik Huber, Referent für Umweltmedizin der Wiener Ärztekammer, auch das von Borloos Ministerium vorgeschlagene Verbot für Mobilfunkwerbung, die an Kunden unter zwölf Jahren gerichtet sei. Entsprechende Verbote seien auch in Österreich wünschenswert, da Kinder besonders empfindlich für "Handystrahlung" seien, so Huber.

Die Ärztekammer bezieht sich dabei auf zwei kurze Absätze in einem 114 Seiten starken Umweltschutz-Gesetzespaket, das Borloo am 7. Jänner unter dem Titel "Engagement national pour l’environnement" vorgestellt hat. Das Gesetz soll noch vor dem Sommer verabschiedet werden.

Die Ärztekammer bezieht sich auf zwei Änderungsvorschläge betreffend Art. L. 5231-3 und Art. L. 5231-4 des Code de la Sante Publique.

Kein pauschales Handyverbot

Geändert werden sollen zwei Artikel im französischen Gesundheitsgesetz. Die Änderung zu Artikel 5231-3 würde ein Verbot der Werbung für Mobiltelefone mit sich bringen, die sich an Kinder und Jugendliche unter zwölf Jahren richtet. Artikel 5231-4 würde es dem Gesundheitsministerium erlauben, den Vertrieb von Funkausrüstung (Equipement radioelectrique) verbieten oder beschlagnahmen zu lassen, die explizit für den Gebrauch durch Kinder unter sechs Jahren vorgesehen sind. Ein pauschales Handyverbot für Kinder unter sechs Jahren ist aus diesem Artikel allerdings nicht abzuleiten.

Die Ärztekammer empfiehlt allen Mobilfunkbenutzern, so wenig wie möglich mit dem Handy zu telefonieren und die Geräte speziell beim Verbindungsaufbau vom Körper entfernt zu halten. Außerdem sei beim Kauf eines Handys darauf zu achten, dass dieses einen möglichst niedrigen SAR-Wert aufweise. Dieser Wert misst in Watt pro Kilogramm Körpermasse, wie viel elektromagnetische Energie vom Gewebe aufgenommen wird.

Mobilfunker kritisieren Ärzte

Das Forum Mobilkommunikation (FMK), die Interessenvertretung der Mobilfunkindustrie, weist unter Bezugnahme auf den Grenzwert der UNO-Gesundheitsorganisation WHO darauf hin, dass der SAR-Wert eines Handys nicht höher als zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht sein sollte. FMK-Geschäftsführer Maximilian Maier kritisierte seinerseits in einer Aussendung vom Dienstag die Ärztekammer als schlecht recherchiert und unwissenschaftlich. Die von Borloo ins Visier genommenen Kinder-Handys seien in Österreich gar nicht erhältlich. Außerdem seien Handys für viele Eltern ein "nützliches Mittel, den eigenen Kindern Sicherheit in den unterschiedlichen Lebenslagen zu geben".