Löschangriff auf Fannie-Mae-Server
Ein ehemaliger Arbeitnehmer der US-Hypothekenbank Fannie Mae soll mit einem selbst geschriebenen Skript versucht haben, alle Kreditdaten auf den rund 4.000 Servern der Bank per 31. Jänner zu löschen.
Das Skript von Unix-Programmierer Rajendrasinh Makwana, der im Auftrag einer IT-Firma drei Jahre für Fannie Mae gearbeitet hatte, wurde laut Gerichtsunterlagen am 29. Oktober 2008 durch Zufall am Ende eines ganz normalen Skripts entdeckt, berichten US-Medien.
Makwana war am 24. Oktober kurz nach Mittag wegen eines anderen Skripts, das irrtümlich und ohne Genehmigung die Einstellungen der Unix-Server veränderte, gekündigt worden, hatte aber laut Gerichtsunterlagen offenbar noch bis zum Abend desselben Tages Zeit und Zugang zu den Systemen, um dort den Code zu platzieren.
"Serverfriedhof"
Laut Angaben sollte das Skript per 31. Jänner zuerst den Rechner für die Serverüberwachung unzugänglich machen, dann alle Zugangsdaten für die rund 4.000 Server löschen und im Anschluss alle Daten samt Backup-Software überschreiben.
Im nächsten Schritt hätten die Server abgeschalten und so nicht mehr zugänglich gemacht werden sollen. Bei einem versuchten Login sollte dann die Meldung "Serverfriedhof" erscheinen.
Schaden in Millionenhöhe
Den Gerichtsunterlagen zufolge wäre dadurch zumindest ein Schaden in Millionenhöhe entstanden und hätte den Betrieb für rund eine Woche eingeschränkt oder überhaupt lahmgelegt. Sowohl der Rechner, von dem der Code eingespielt wurde, als auch die Login-Daten sollen laut FBI auf Makwana als Täter verweisen.
Makwana wurde am 7. Jänner verhaftet und gegen eine Kaution von 100.000 Dollar vorerst freigelassen, musste aber seinen Reisepass abgeben und darf bis auf weiteres den Computer nur für seine Arbeit und die Kommunikation mit seiner indischen Familie benützen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Bei einer Anhörung am Freitag vor einem Bezirksgericht in Baltimore erklärte er sich für nicht schuldig.
Faule Hypotheken im Datennirvana
Fannie Mae ist der größte US-Hypothekenfinanzierer, der durch das Platzen der Immobilienblase gefährlich in Schieflage geriet. Gemeinsam mit dem zweiten Hypothekengiganten Freddie Mac zeichnet Fannie Mae für die Hälfte aller Immobilienkredite in den USA verantwortlich. Um einen völligen Kollaps des Hypothekenmarkts zu verhindern, waren die Institute im September unter staatliche Kontrolle gestellt worden.
Auch wenn die Datensätze, wie in den Gerichtsunterlagen angeführt, wiederhergestellt worden wären: Die Löschung aller Kreditdaten aus dem System hätte nicht nur das Unternehmen selbst in noch schwerere Turbulenzen gestürzt, sondern vermutlich auf dem gesamten Finanzmarkt neue Schockwellen ausgelöst.
(futurezone/AP)