Mehr Kunden, aber weniger Umsatz bei Orange
Bei der ersten Jahreskonferenz von Mobilfunkanbieter Orange in Österreich freut sich CEO Michael Krammer über den erfolgreichen Markenwechsel - von One zu Orange - des Unternehmens im September 2008. Die Bilanz: Die Kundenzahl ist im vergangenen Jahr gestiegen, der Gesamtumsatz jedoch gesunken.
"Die Zahl der Orange-Kunden ist von Ende 2007 auf Ende 2008 um 6,4 Prozent von 1,930 auf 2,054 Millionen gestiegen", so Krammer bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. So konnte das Unternehmen mit Verkaufsaktionen wie der sechsmonatige Grundgebührenbefreiung beim Tarif "Hallo Europa" deutlich an Kunden zulegen, zugleich musste das Unternehmen damit aber auch Umsatzeinbußen hinnehmen.
Insgesamt sank der Umsatz von 624 Millionen (2007) auf 592 Millionen Euro im Jahr 2008. Der CEO führt das auf die Regulierungsmaßnahmen im Bereich der Terminierung und den Umsatzentfall durch die Grundgebührenbefreiung zurück. Krammer sieht das jedoch als "mittel- und langfristige Investition in die Zukunft".
Erlös pro Nutzer halbiert
Die durchschnittliche Nutzungsdauer bei Sprach- und Datendiensten pro SIM-Karte habe sich 2005 bis 2008 von 113 auf 158 Minuten pro Monat verlängert. Die Steigerung sei vor allem auf den ansteigenden Gebrauch von SIM-Karten für den Datenverkehr zurückzuführen.
Der durchschnittliche Erlös pro Nutzer habe sich hingegen in den vergangenen vier Jahren halbiert. Während im Jahr 2005 noch 34 Cent Erlös pro produzierte Minute erwirtschaftet werden konnten, waren es 2008 nur noch 18 Cent. Dieser Betrag inkludiert auch die Erlöse durch die Datendienste.
EBITDA leicht gestiegen
Das EBITDA ging von 180 Millionen 2007 auf 167 Millionen Euro im Jahr 2008 zurück. Darin inkludiert seien die 20 Millionen Euro, die für das Rebranding aufgewendet wurden. "Das sind jedoch Einmalkosten", so Krammer.
Erfreut zeigte sich Krammer über den Nettogewinn. "2008 ist mit 15,5 Millionen Euro der höchste Gewinn der Unternehmensgeschichte erwirtschaftet worden", so Krammer. 2007 waren es 4,2 Millionen Euro. Die Differenz lasse sich durch die 1997 getätigten großen Investitionen in den Netzausbau erklären. Diese hätten eine Abschreibungsdauer von zehn Jahren gehabt.
Investitionen 2009
Die Investitionen in den Netzausbau im Jahr 2009 seien "stark von den regulatorischen Maßnahmen abhängig", betonte der CEO, "wie zum Beispiel beim Terminierungsentgelt". Zu beobachten sei, dass mobiles Breitband vor allem in den Siedlungsgebieten im Umland der Städte genutzt werde. "Deshalb werden wir uns bei den Investitionen auf qualitative Verbesserungen in bereits abgedeckten Gebieten konzentrieren und weniger auf ländliche Gebiete", sagte Krammer.
Die Wirtschaftskrise sei bei den Roaming-Umsätzen spürbar. So sei ein "großer Rückgang" im Vergleich Jänner 2008 mit Jänner 2007 erkennbar. "Es gibt weniger Kongresse, Geschäftsreisen und weniger Städtetourismus", so Krammer. Weitere Senkungen der Roaming-Preise würden diesen Trend noch verstärken.
Keine Kündigungen 2009
Krammer beharrte bei der Pressekonferenz darauf, dass es für 2009 keine "betriebsbedingten Kündigungen geben wird". Derzeit beschäftigt das Unternehmen 800 Mitarbeiter. Eine schriftliche Vereinbarung gebe es dazu nicht. "Unser Betriebsrat ist nicht so gewerkschaftlich orientiert, wir können auch noch mit Handschlag arbeiten", so Krammer.
Womit Orange im Jahr 2009 auf den hochkompetitiven Markt in Österreich Bewegung bringen will, wollte Krammer nicht erläutern. "Langfristig wird jemand ausscheiden", so Krammer gegenüber ORF.at. Orange wolle sich jedenfalls vom österreichischen Markt nicht zurückziehen.
(futurezone/Claudia Glechner)