Grazer "Handyverbot" eingeschränkt wirksam

GESELLSCHAFT
01.04.2009

Knapp ein Jahr nach Einführung des Gebots auf Handyverzicht im Grazer öffentlichen Nahverkehr halten sich längst nicht alle Nutzer an die Benimmregel. Im April will die Stadt eine Studie zum Thema veröffentlichen.

Knapp ein Jahr lang ist in den Grazer Straßenbahnen und Bussen das von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) eingeführte und umstrittene "Handyverbot" in Kraft, doch wirklich halten wollen sich offenbar nicht alle an das Gebot. Beim Lokalaugenschein in mehreren Linien klingelte und piepste es wie eh und je - und auch telefoniert wurde eifrig. Das Ergebnis einer Studie der Grazer Verkehrsbetriebe (GVB) soll noch im April vorliegen, hieß es aus dem Büro Nagls.

Anfang April hatte Nagl die ersten "Lautlos"-Aufkleber an den Grazer "Öffis" angebracht, aber damals zeigte sich nach einer Woche bei der Probe aufs Exempel wenig Wirkung. Die APA machte einen erneuten Lokalaugenschein und protokollierte wieder zweimal lautes Klingeln, den Empfang von zwei SMS und elf Telefonate - alles innerhalb einer Stunde.

Selbstgespräch mit Freisprecheinrichtung

Dabei ernteten die "Gebotssünder" nicht nur verärgerte, sondern auch überraschte Blicke: Ein etwa 30-jähriger Mann hörte mit seinen Kopfhörern Musik und las die Zeitung, als er plötzlich auch Konversation zu führen begann. Das Klingeln seines Mobiltelefon war unbemerkt geblieben, weshalb das folgende anscheinende Selbstgespräch über eine Freisprecheinrichtung einem Herrn am Nebensitz etwas seltsam vorkam.

Ein von der Agentur befragter Straßenbahnfahrer, der seit 19 Jahren Trams lenkt, meinte, dass seit dem Gebot unwesentlich weniger telefoniert werde. Ihn persönlich störe es auch nicht, solange es nicht zu laut sei. Schließlich telefoniere er selbst auch, wenn er an Endstationen auf die Weiterfahrt warte. Nur selten kämen Fahrgäste zu ihm und meldeten "Handysünder". Das würden sich die Passagiere offenbar untereinander ausmachen. Reichten böse Blicke nicht aus, so komme es schon vor, dass Fahrgäste deswegen zu streiten beginnen.

Altersunterschied bei der Akzeptanz

Seitens des Büros von Nagl hieß es, dass momentan eine Studie zur Evaluierung des Gebots von den GVB erhoben werde. Die ersten Rückmeldungen zeigten, dass die Einstellung gegenüber dem "Handyverbot" auch nach einem Jahr gleich geblieben sei: "Viele finden es gut, manche haben ihr eigenes Verhalten überdacht, anderen aber - vor allem den jüngeren Passagieren - ist es egal", so Nagl-Sprecher Thomas Rajakovics zur APA. Man erwarte sich insgesamt ein positives Ergebnis - es soll noch im April vorliegen.

(APA)