Evaluation der Forschungsstrategie 2020
Der heimische Rat für Forschung und Technologientwicklung hat seine Strategie für Forschung, Technologie und Innovation bis zum Jahr 2020 zur öffentlichen Konsultation im Netz bereitgestellt.
"Forschung und Entwicklung sind Basis zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit und müssen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gefördert werden": Mit diesen einleitenden Worten stellte der Vorsitzende des Rats für Technologie und Forschung (FTE), Knut Consemüller, am Donnerstag den Entwurf für eine mögliche Strategie in den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation (FTI) 2020 vor.
Zwar würden vonseiten des Bundes kurzfristig genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen (2009 2,566 und 2010 2,78 Milliarden Euro), doch der Input stehe in keinem ausgewogenen Verhältnis zum tatsächlichen Ergebnis. Mit dieser "Innovationsschieflage" werde das gesteckte Ziel, bis 2020 zu den Top Drei unter den EU-Ländern in Sachen Forschung zu gehören, nicht erreicht werden, so der Rat.
Konzentration auf gewinnbringende Felder
Seine Strategie sieht unter anderem vor, dass die heimische FTI-Politik auf bereits bestehende Stärkefelder fokussiert sowie generell mehr Wettbewerb bei der Vergabe von Geldern und Fördermitteln herrschen soll. Neue Themen sollten nur angegangen werden, wenn Österreich darin kurz- bis mittelfristig einen Spitzenstellung erreichen könne. "Konkret heißt das beispielsweise eine Kürzung der Mittel für den General University Fund (GUF) sowie eine Budgetsteigerung für den Wissenschaftsfonds (FWF)", so Consemüller.
Insgesamt wurden acht Elemente als wesentliche Bestandteile der Stratgie vom Rat entwickelt: Menschen, Wissenschaft/FTI und Gesellschaft, FTI-Mittel Input/Ouput, Schwerpunkte, Infrastruktur, Instrumente, Governance und Internationales. Als Empfehlungen spricht der Rat unter anderem eine gemeinsame Nutzung von FTI-Infrastrukturen bis hin zu einem neuen Evaluationsprozess von FTI-Projekten aus.
Öffentliche Konsultation
Der vorliegende Arbeitsentwurf ist auf einer eigenen Website abrufbar, die zudem zur einem breit angelegten Diskussionsprozess der betroffenen Community, aber auch der breiten Öffentlichkeit anregen soll. Der Entwurf kann bis zum 7. Juni kommentiert werden, Ende August soll dann die fertige Strategie in Alpbach präsentiert werden.
Der Rat warnte bei der Vorstellung des Papiers zudem davor, dass die aufgrund der Krise mangelnde Investionsbereitschaft der Wirtschaft dazu führen könnte, dass bereits budgetierte Gelder, etwa für Steuerbegünstigungen von Forschungsausgaben, nicht abgerufen werden und liegen bleiben würden. Damit würde Österreich wieder ins Hintertreffen gelangen. Hier müsse die öffentliche Hand gegensteuern, etwa durch eine Anhebung der Quote oder die Bereitstellung dieser Gelder an die Universitäten, erläuterte der stellvertretende Vorsitzende Günter Bonn.
"Es fehlt die Strategie"
Der unter der schwarz-blauen Regierung ins Leben gerufene Rat beklagte zudem die Konzeptlosigkeit der aktuellen Regierung: "Wir sind zwar finanziell gut aufgestellt, doch es fehlt die Strategie", so Bonn. Die aktuellen Planungen reichten nur bis 2011.
Zum Ausstieg aus der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) erklärte der Rat, dass man grundsätzlich natürlich zurücktreten könne, aber diesen Schritt vorher mit der Community diskutieren müsste. "Mir gefällt der Stil nicht, dass man mit der Community keinen Dialog mehr führt", so Consemüller. Der Rat etwa sei nicht vorher dazu befragt worden, fügte Bonn hinzu.
"Wenn man uns nicht will, soll man uns das sagen"
In Zukunft will der Rat "das Lästigkeitsprinzip gegenüber der Regierung erhöhen". Zwar habe der Rat nur beratende Funktion, und jeder könne sich seine Berater aussuchen, aber immerhin gebe es einen gesetzlichen Auftrag. "Wir wollen nichts werden, und wenn man uns nicht will, soll man uns das sagen", so Consemüller. Im Bereich IKT etwa gebe es bereits seit November 2008 einen fertigen Entwurf des Rats, bisher habe es darüber aber keine Diskussion mit der Politik gegeben.