Tele2 will mit Mobilfunker zusammenarbeiten

ÖSTERREICH
15.07.2009

Alfred Pufitsch, seit Anfang Mai Chef beim zweitgrößten heimischen Festnetzanbieter Tele2, möchte künftig den Geschäftskundenbereich weiter ausbauen und wieder im Mobilfunkgeschäft mitmischen.

"Wir hätten gerne ein mobiles Angebot, keine Frage", so Pufitsch. Allerdings nicht als "virtueller" Netzbetreiber wie in der Vergangenheit, sondern über ein Partnermodell. Gespräche dazu seien am Laufen, so Pufitsch. Im Herbst soll dann eine Privatkundenkampagne kommen, wenn auch der Fokus nicht auf diesem besonders hart umkämpften Kundenbereich liege. Tele2 bleibe jedenfalls ein Full-Service-Anbieter, betonte Pufitsch.

Hemmnis TA-Kombiangebote

Als größtes Hemmnis auf dem Markt ortet er die Kombiangebote von Marktführer Telekom Austria, diese würden "noch immer schmerzen". Die Folge sei, dass Investitionen hintangestellt werden müssten. Mitbewerber laufen gegen das sehr erfolgreiche Angebot aus Festnetz, Mobilfunk und Internet der Telekom Austria Sturm, ein Rechtsstreit ist anhängig.

Der Ausbau der entbündelten Anschlüsse - also der Netzverbindung bis in die Haushalte - laufe jedenfalls - auch wirtschaftskrisenbedingt - nur noch bedarfsgetrieben, schränkte Pufitsch ein.

Mitarbeiterabbau dementiert

Dass Tele2 scheibchenweise Mitarbeiter abbaut, wie gemunkelt wird, dementierte der gebürtige Kärntner. Es habe im März, vor seinem Dienstantritt, die damals bekanntgegebene Reduktion um 40 Mitarbeiter gegeben, seither sei die Beschäftigtenzahl mit 330 Personen stabil. Dabei solle es auch bleiben, soweit sich in diesen wirtschaftlich turbulenten Zeiten Vorhersagen machen ließen.

Derzeit macht die Tochter der schwedischen Tele2 hierzulande noch zwei Drittel des Umsatzes mit Sprachtelefonie, der Rest entfällt auf Datendienste. Pufitsch erwartet, dass Ende des nächsten Jahres der Gleichstand erzielt wird.

Einen Bedarf nach einer Marktkonsolidierung, wie das im Mobilfunksektor oftmals gefordert wird, sieht er nicht. Derzeit wird der Markt von der Telekom Austria, Tele2 und UPC beherrscht. Von den zahllosen Telefonanbietern, die nach der Marktliberalisierung 1997 gegründet wurden, sind nur noch die wenigsten aktiv.

Kundenzahl reduziert

Tele2 Österreich konnte im Vorjahr das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von null auf 7,7 Millionen Euro steigern, während der Umsatz um zehn Prozent auf 241 Millionen Euro zurückging. Die Kundenzahl reduzierte sich innerhalb eines Jahres von 900.000 auf 600.000. Allerdings sind in dieser Zahl auch jene 130.000 Nutzer der Tele2-Handysparte eingerechnet, die 2008 an die Telekom Austria abgegeben wurde.

Tele2 Österreich ist 1999 mit 25 Mitarbeitern gestartet und machte mit der Kampagne "Einfach billiger telefonieren" des damaligen Chefs Norbert Wieser der TA Marktanteile abspenstig. Im November 2007 verließ Wieser überraschend den Konzern, es übernahm Robert Hackl, der ebenfalls überraschend im Oktober 2008 ausschied. Er wollte einen Management-Buy-out durchführen, musste diesen aber im Jänner 2009 abblasen. Seit Anfang Mai führt der frühere Colt-Telecom-Manager Pfulitsch das Unternehmen.

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(APA)