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Cloud-Computing: Im Nebel des Grauens

NETZTEILE
18.07.2009

Google und Microsoft präsentieren beinahe wöchentlich neue Software, die direkt aus der Wolke kommt. Cloud-Computing vernebelt die Gehirne. Dabei gibt es Gerüchte, dass diese Innovation nicht ganz freiwillig vonstattenging. Natürlich sind diese Gerüchte falsch. Ganz falsch.

Gut, das war keine einfache Woche für Microsoft. Nur ein paar Tage und ein Wochenende ist es her, dass Google angekündigt hat, nun auch mit seinem Betriebssystem Computer abstürzen zu lassen.

Dann mussten sich Firmenmanager aus dem kühlen Redmond ausgerechnet im schwülen New Orleans mit ihren Geschäftspartnern zusammenrotten. Der Preise wegen. In New Orleans ist es nämlich momentan unerträglich heiß und deshalb ist die Stadt als Konferenzort entsprechend billig. Und nun präsentieren Steve Ballmer und Crew in dieser Dampfwolke endlich Office aus der Cloud.

Damit will man Google das Wasser abgraben. Und damit sowieso. Abgraben, alles abgraben, nieder mit Google! Und genau die stehen vermutlich fassungslos vor den Rechnern und wissen nicht, wie sie nun nie wieder aus dieser blöden Geschichte rauskommen.

Es war nämlich eigentlich so, und das wissen wir nur gerüchtehalber: Damals, an diesem 6. Juni 2006, als ein etwas vorschneller Produktmanager wieder eine Pressekonferenz ansetzte. Irgendetwas aus den Google Labs würde es schon zu sagen geben. Das war damals so üblich im Hause Google. Angeblich gab es sogar eine interne Scherzwette: Wer dann vor den Journalisten zugeben musste, dass er gerade nichts Neues anzubieten habe, der musste für alle eine Runde Gratis-Nachspeise in der Kantine essen. Das konnte wirklich gemein sein, deshalb strengten sich alle an.

Die Pressekonferenz an diesem 6. Juni 2006, die irgendein Witzbold zu einem vollkommen unpassenden Jahrestag angesetzt hatte, fand also tatsächlich statt. Da stand dann dieser Produktmanager auf der Bühne vor zirka 200 Journalisten aus aller Welt und versuchte verzweifelt irgendeine Idee zu haben, die ihn vor dreißig Portionen Götterspeise retten sollte. Er fuchtelte mit der Maus in einer Tabelle eines internen Tools herum und hatte vergessen, den Beamer auszuschalten.

So ging das fünf Minuten, als von links hinten, von einem Kollegen eines ungarischen Computer-Magazins, die Frage der Fragen nach vorne schallte: "Läuft diese Tabellenkalkulation dort wirklich im Browser?" Und der Produktmanager schaute verdutzt auf und murmelte ins Mikro: "Klar, oder glauben Sie, ich klicke hier via VNC auf dem Laptop meiner Oma rum?" Niemand im Saal kannte die Großmutter des Google-Produktmanagers, also notierten alle brav: Google bietet jetzt auch Online-Spreadsheets an. Frisch aus den Google Labs.

Und als in den nächsten Monaten die Zeitungen mit merkwürdigen Headlines loslegten, stand der Chef des etwas ermüdeten Produktmanagers mit einer Kiste voller Erdbeerjoghurts mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum vor dem armen Kerl und meinte nur: "aufessen" und "alle". Außerdem beschloss man, noch ein Betriebssystem hinterher zu legen. Und einen Browser. Wenn schon Ärger mit Microsoft, dann richtig.

So, oder so ähnlich muss das damals zugegangen sein. Und seitdem behauptet Google tapfer, dass Office vom Webserver eine ganz tolle Sache ist. Da kann man angeblich irre viel Werbung darüber verkaufen. Und Microsofts Produktmanager sind furchtbar nervös und werden von ihren Chefs geplagt. Alles rennt in die Wolke. Und keiner weiß, warum es jetzt so wichtig sein soll, von einem Webserver statt von einer Festplatte ein Programm zu starten. Das nutzen Studenten, aber auch nur deshalb, weil es einfacher ist als Raubkopieren.

Und was macht nun der Google-Produktmanager von damals? Ach, der arbeitet inzwischen bei einer sehr erfolgreichen und kantinenlosen Autowaschanlage im nördlichen Kalifornien. Die Cloud ist aber nicht mehr aufzuhalten. Auch wenn der Markt dafür einfach nicht entstehen will. Noch schlimmer, die Wolken lichten sich eher in allen Bereichen. Ausgerechnet jetzt hören Jugendliche auf, Musik aus dem Netz zu laden. Gehört haben sie sie eh immer lokal. Vermutlich hören sie demnächst auch mit dem Raubkopieren auf.

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(Harald Taglinger)